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Verheerende Optik in der Causa Otto-Wagner-Spital

Von Christian Rösner

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Christian Rösner ist Leiter des Wien Ressorts.
© © Stefan Joham

Der Krankenanstaltenverbund präsentiert per Presseaussendung den Endbericht einer Arbeitsgruppe über die Vorkommnisse im Otto-Wagner-Spital in den 1960er bis 1980er Jahren - und die Medien fassen zusammen:

1) Es wurde für die Untersuchung keine unabhängige Kommission eingesetzt, sondern eine interne. 2) Es gab aus damaliger Sicht keine Misshandlung von Kindern. 3) Das Vorgehen entsprach den üblichen Behandlungsmethoden. 4) Es wird für die Opfer keine Entschädigungszahlen geben.

5) Der Endbericht darf aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden. Dabei gilt es als erwiesen, dass damals behinderte Kinder mit starken Medikamenten ruhiggestellt wurden, mit Leintüchern an Sessel gefesselt oder den ganzen Tag in ihrem eigenen Kot liegen gelassen wurden.

Die Optik der Geschichte ist verheerend und hinterlässt einen schalen Nachgeschmack - vor allem für die Betroffenen. Sie ist aber auch ein gutes Beispiel für misslungene Informationspolitik: Denn offensichtlich gibt es für alle genannten Punkte eine nachvollziehbare Erklärung: So könne man etwa deswegen nicht von Misshandlungen sprechen, weil vor 50 Jahren nach den damals gültigen Lehrbüchern gehandelt wurde. Und eine Veröffentlichung des Endberichtes hätte die Anonymität der Betroffenen gefährdet: Eine Presseaussendung ist einfach zu wenig, wenn es um tragische Menschenschicksale geht.