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Wie Bosnier es schaffen, ihren Islam zu finanzieren

Von Clemens Neuhold

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Im aktuellen Streit um das Islamgesetz lohnt ein Blick auf dessen Wurzeln. Die liegen in Bosnien. 1908 haben die Habsburger das Land annektiert. 1912 sicherten sie den Bosniern eine - in Europa einzigartige - Selbstbestimmung zu. Heute sind die Bosnier nach den Türken die zweitgrößte muslimische Community und noch immer stolz auf das Privileg Islamgesetz. Beim aktuellen Streit um dessen Reform geht es nicht zuletzt ums Geld. Die Finanzierung aus dem Ausland soll künftig verboten sein. Ziel ist ein "Islam österreichischer Prägung" mit weniger Einfluss von außen. Bosnier würde das kaum tangieren. Anders als Türken und Araber haben sie ihre Vereine und Moscheen stets selbst finanziert - durch Spenden oder Charitys. Für die neue Moschee in Linz schoss die Stadt zehn Prozent zu. Bosnische Bürger, eines Handwerkes mächtig, opferten am Wochenende ihre Freizeit auf der Baustelle.

Was für die Bosnier möglich ist, sollte auch für Türken und Araber möglich sein. Die historische Reform des Islamgesetzes ist wohl das falsche Vehikel für diese politische Forderung. Denn auch die Urenkel der Habsburger-Muslime fühlen sich degradiert, wenn nur für ihre Religion Verbote explizit festgeschrieben werden und für andere nicht. Doch wenn der oberste Muslim, Fuat Sanac, auf die Frage nach Alternativen zum Finanzierungsverbot im Islamgesetz, nur sagt: "Das soll soll bleiben, wie es ist", dann ist dieses Njet zu Veränderungen eindeutig zu wenig. Denn in seinen Wurzeln ist der heimische Islam finanziell unabhängig.