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Die großen Fragen im Irak

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

40 Prozent der von den USA gesponserten Projekte im Irak nach der Invasion 2003 wiesen Mängel auf.


Da sich die USA ihrem dritten Irakkrieg in einem Vierteljahrhundert annähern, ist eine mentale Checkliste wichtig, ob die US-Strategie Erfolg haben kann. Im Moment ist es aufgrund der anhaltenden Korruption und Konfessionsfehden schwierig, optimistisch zu sein. Die grundsätzliche Strategie von US-Präsident Barack Obama scheint richtig zu sein, theoretisch. "Nicht unsere Leute werden kämpfen", wiederholte Obama am Montag in Peking: "Letzten Endes müssen die Iraker kämpfen" (gegen die Terrormiliz Islamischer Staat).

Wie können die USA verhindern, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen? Um diese Frage zu beantworten, habe ich mit dem früheren US-Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau im Irak, Stuart Bowen, gesprochen, der die chronische Verschwendung und das Missmanagement des letzten Irak-Fiaskos geprüft hat. Um zu verstehen, wie schlecht es nach der US-Invasion im Irak im März 2003 lief, muss man Bowens Schlussbericht "Learning from Iraq" lesen. Seinem Urteil nach hatten fast vierzig Prozent der von den USA gesponserten und von ihm geprüften Projekte größere Mängel.

Die Herausforderung, kurz gefasst: Der Irak wurde im letzten Jahrzehnt durch konfessionell motivierte Gewalttätigkeiten und Korruption sabotiert. Jeder Versuch der USA, das irakische Militär so wiederaufzubauen, dass es stark genug ist, dabei zu helfen, die islamischen Extremisten zu besiegen, muss sich damit auseinandersetzen. Und auch hier hatte Obama recht, darauf zu bestehen, dass der korrupte, polarisierende Premierminister Nouri al-Maliki für die militärische Unterstützung der USA gehen musste. Aber was nun? Wie geht es dem neuen Premierminister Haider al-Abadi mit diesen Schlüsselthemen?

Korruption: Der Irak kann weder militärisch noch wirtschaftlich erfolgreich sein, ohne die massive Korruption der Ära Maliki zu zügeln. Laut Bowens Prüfern hat die Geldwäsche durch die Zentralbank in den letzten zehn Jahren Verluste im Wert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar verursacht.

Konfessionsfehden: Maliki benutzte die Regierung, um die sunnitische Minderheit des Irak zu bestrafen und sie zu den Extremisten zu treiben. Abadi sagte, er wolle den sektiererischen Polizeistaat beenden, wählte aber einen umstrittenen Innenminister des Badr Corps, das viele Sunniten als schiitische Todesschwadron sehen.

Militärische Ausbildung: Die USA gaben von 2005 bis 2011 mehr als zwanzig Milliarden US-Dollar für die Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte aus. Die Verantwortlichen im Pentagon müssen sich fragen: Was wird diesmal anders sein?

Kurden: Seit Jänner haben die Kurden keinen Dinar des versprochenen Budgetkontingents erhalten. Und regionale Fragen: Abadi muss Riad und andere Golfhauptstädte besuchen und die anderen müssen das erwidern. Bis jetzt hat beides nicht stattgefunden.

Der Irak kann nur dann die Führung gegen den Islamischen Staat übernehmen, wenn er inklusiver (und auch dezentralisierter) wird. Obamas Strategie ist an sich sinnvoll, aber sie wird ohne Fortschritte bei Konfessionsfehden und Korruption nicht funktionieren.

Übersetzung: Redaktion