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Ende einer Ära

Von Christoph Rella

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91,28 Millionen Euro. Noch nie hat der AC Milan, immerhin einer der ältesten (gegründet 1899) und erfolgreichsten Fußballvereine Europas, so viel Geld in einem einzigen Jahr verloren. Bei einem Umsatz von rund 250 Millionen ist das immerhin ein Drittel, und da ist es nur verständlich, dass sich nun der langjährige Besitzer, Medienzar Silvio Berlusconi, von dieser schweren Last trennen möchte. Glaubt man italienischen Medienberichten, so soll die Mehrheit der Anteile an einen thailändischen Investmentfonds verkauft werden. Die Zukunft ist höchst ungewiss. Nun stellt aber dieser Verkauf nicht bloß ein Geschäft, sondern vor allem auch das Ende einer Ära dar, die mit dem Einstieg Berlusconis 1986 begonnen und den Rossoneri einen Platz im europäischen Fußball-Olymp gesichert hatte. Das war nicht zuletzt kluger Personalpolitik zu verdanken, frisch eingekaufte Stars wie Ruud Gullit, Marco van Basten oder Roberto Donadoni machten Unmögliches möglich. Ob Meisterschaft, italienischer Supercup, Europapokal der Landesmeister oder Weltpokal - der Klub hat sie alle wiederholt gewonnen (zuletzt 2007), was ihm die Titel "Gli Immortali" (die Unsterblichen) und "Gli Invicibili" (die Unbesiegbaren) einbrachte. Dass es so enden muss, hätte nicht sein müssen, wobei der Kardinalsfehler wohl darin lag, dass man über den Verhältnissen gelebt hat. Mit der Folge, dass man sich von Top-Stars wie Thiago Silva, Zlatan Ibrahimovic oder Clarence Seedorf 2013 trennen musste. Der achte Platz im Vorjahr und das Aus im Achtelfinale in der Champions League 2014 waren da nur logisch. Ob das die Thais besser hinkriegen? Das wird auch eine Frage des Geldes sein. Eine neue Ära ist möglich.