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Früher war auch die Beschimpfung besser

Von Edwin Baumgartner

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Waren das Zeiten, als der Schriftsteller Peter Handke Österreich in einem geradezu genialen Aphorismus beschimpfte: "Das Fette, an dem ich würge: Österreich."

Waren das Zeiten, als der Kommunengründer und wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Maler Otto Muehl lospolterte: "In Österreich erlebe ich nur noch alpine Verkrüppelung."

Waren das Zeiten, als der Dramatiker und Dichter Peter Turrini schrieb: "Alle Österreicher sind professionelle Mörder, ausgenommen jene, die eine amtliche Bescheinigung vorweisen können."

Waren das Zeiten (das Beste kommt am Schluss), als Thomas Bernhard - ja, dichtete: "Österreich selbst ist nichts als eine Bühne auf der alles verlottert und vermodert und verkommen ist eine in sich selber verhaßte Statisterie von sechseinhalb Millionen Alleingelassenen sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien."

Waren das Zeiten!

Und heute? - Heute schreibt der durch die TV-Serie "Braunschlag" in den Kreisen derer Fans geschätzte Regisseur David Schalko auf Facebook: "Warum sollte man sich über ein Land aufregen, das von jeher zu einem Großteil aus Debilen und Nazis bestand? Jetzt fehlt noch die Gewaltbereitschaft, dann ist Österreich bei sich."

Es steht wirklich schlimm um Österreich. Nicht, weil das Land heruntergekommen wäre oder seine Bürger - davon kann schließlich keine Rede sein. Aber das Niveau der einst so hochstehende Kunst der Österreichbeschimpfung ist nur noch ein Trauerspiel.