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Die soziale Verrüpelung

Von Bernhard Baumgartner

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Wer sich mit dem Fernsehen einlässt, sollte sich immer daran erinnern, was passiert, wenn man sich bei einem Auftritt blamiert. Sicher, Fernsehen kann Helden und Kanzler machen, aber Fernsehen kann einen auch ganz rasch zum Vollidioten stempeln. Nein, wir reden jetzt nicht von der neuesten RTL2-Doku, es geht um die Nachwehen des Auftritts einer 20-jährigen Aachener Studentin, die bei "Wer wird Millionär" bei der allerersten Frage rausflog. Die Kandidatin kritisierte nach einer zunächst eher coolen Reaktion nun RTL und Günter Jauch und vermutet hinter ihrem Abflug einen PR-Gag des Senders. "Bessere Publicity, als dass eine blonde Mode-Studentin an der ersten Frage scheitert, gibt es ja wohl nicht", sagte sie einem Magazin.

Jauch wies das zurück: "Wir sind ja keine Wohltätigkeitssendung, in der es eine Garantie auf leistungslose Gewinne gibt", sagte Jauch. "Wenn ich jedem automatisch helfe, ist der Reiz der Sendung dahin. Die Kandidatin hatte ja mehr als eine Möglichkeit, sich zu korrigieren."

Was es heißt, sich ausgerechnet beim Marktführer zu blamieren, erlebte die Studentin in der Folge am eigenen Leib: "Es war ein Spießrutenlauf. Teilweise musste ich mich sogar verstecken, weil einige Leute zu aufdringlich wurden." Die Häme in sozialen Netzwerken sei für sie "reinster Psycho-Terror" gewesen.

Natürlich haben die sozialen Medien durch ihre Verstärkerfunktion Situationen wie diese noch schlimmer gemacht als noch vor zehn Jahren. Und man muss sich fragen, warum die Gesellschaft spontan verrüpelt, sobald sich ein Browserfenster öffnet.