Zum Hauptinhalt springen

Die Moral ist nicht für alle da

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Eine Ehre, wie sie Pete Rose, dem legendären ehemaligen Baseballer der Cincinnati Reds vor dem All-Star-Spiel der Major League Baseball (MLB) zuteil wurde, wird es für Sprinter Justin Gatlin nicht geben. Denn Rose, mittlerweile 74 Jahre alt und eigentlich lebenslang wegen unerlaubter Wetten gesperrt, wurde nun in die Riege der "großartigsten lebenden Spieler der MLB" aufgenommen und dabei vom Publikum euphorisch gefeiert. Letzteres wird auch Gatlin auf den Leichtathletik-Bahnen dieser Welt, er hält die Jahresweltbestleistungen über 100 und 200 Meter und könnte sich heuer zum Doppelweltmeister küren - sehr zum Ärger des Weltverbandes IAAF. Ein Sprecher stellte klar, dass der US-Amerikaner nicht für eine Auszeichnung als Leichtathlet des Jahres in Frage komme, da kennt die IAAF nichts. Athleten, die sich Dopingvergehen schuldig gemacht haben wie Gatlin, der das mehrfach getan hat, bleibt diese Bühne verwehrt, "das stärkt die Glaubwürdigkeit des Sports und die Rechte der sauberen Athleten". Nun gut, den Sportlern und Zuschauern sind solche Auszeichnungen eher wurscht. Doch im Umgang mit solchen Fällen offenbart sich die Hilflosigkeit der Funktionäre. Und der mahnende Zeigefinger steht der IAAF auch nicht sonderlich. Deren Langzeitchef Lamine Diack hatte nachweislich Spenden der Pleite gegangenen Sportvermarktungsagentur ISL angenommen - im selben Jahr, in dem diese einen Vermarktungsvertrag mit der IAAF erhielt. Ein Zufall? Bestechung? Zumindest jedenfalls ein Interessenskonflikt. Doch bei manchen interessiert das offenbar niemanden. Und die Moral von der Geschicht’? Moral, die gibt es nicht.