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Michel Platini im Kaskadensog

Von Christoph Rella

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Auch Korruption kennt mehrere Kaskadenstufen. Personen, die mit unlauteren Machenschaften in Verbindung gebracht werden, kennen das. Erst werden sie als Auskunftspersonen, dann als Objekt von Ermittlungen, dann wieder als Beschuldigte und zu guter Letzt als Beklagte geführt. Besonders anschaulich ist dieses Phänomen anhand des jüngsten Fifa-Skandals zu beobachten, wo sich bloße Verdachtsmomente ziemlich schnell zu unschönen Verhaftungsszenen auswuchsen.

Folgt man dieser Logik, so hat etwa Fifa-Präsident Sepp Blatter - gegen ihn ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft - bereits den zweiten Katarakt erreicht und dürfte sich damit im freien Fall in Richtung Suspendierung und Strafverfahren befinden. Unter anderem, weil er, wie die Ermittler wissen wollen, 2011 seinem Vize, Uefa-Boss Michel Platini, zwei Millionen Franken (damals rund 1,5 Millionen Euro) gegeben haben soll. Und zwar für "geleistete Dienste als Angestellter der Fifa".

Nun befindet sich der Franzose - laut Bundesanwaltschaft aktuell jemand "zwischen Zeuge und angeklagter Person" - am Beginn seiner Reise über die steilen Kaskaden des Korruptionsfalles. Allerdings könnte sich das rasch ändern, drohen doch der Uefa, wie Medien berichten, bereits Hausdurchsuchungen und Platini die Aufnahme von Ermittlungen. Ob er sich aus diesem Sog befreien und seine Kandidatur fürs Fifa-Präsidentenamt aufrechterhalten wird können, ist mehr als zweifelhaft. Selbst wenn er schlüssig darlegen sollte, für welche "Dienste" er die Millionen erhalten hat, so ist doch sein Ruf jetzt schon ruiniert. Und sein Fall wohl nicht mehr aufzuhalten.