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Nur ohne diesen Rushdie

Von Edwin Baumgartner

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Gab es da nicht jüngst Hoffnungen in puncto Iran? Ganz ehrlich: Ich hatte sie auch. Auf die Aufhebung der Sanktionen würde, dachte ich, eine langsame Normalisierung eintreten, eine Vernünftigung des islamischen Fundamentalismus. Nicht, dass man das inneriranische Tauwetter expressis verbis ausrufen würde, aber dass man Schrittchen für Schrittchen ein bisschen mehr von dem akzeptieren würde, was bisher verboten war, weil nun, nach dem Ende der Sanktionen, der Wandel der Gesellschaft, nicht zuletzt dank der modern denkenden iranischen Jugend, unaufhaltsam wäre.

Dann verbat sich der Iran, dass Daniel Barenboim in Teheran das Festkonzert zur Aufhebung der Sanktionen dirigiert, weil Barenboim eine israelische Staatsbürgerschaft hat. Durch diese rassistische Vorgangsweise bekamen die Hoffnungen einen ersten Knacks.

Der zweite folgt jetzt: Der Iran will die Frankfurter Buchmesse boykottieren, weil der mit einem Todesurteil belegte Salman Rushdie bei der Eröffnungspressekonferenz sprechen soll. Damit bestätigt der Iran indirekt die Fatwa seines damaligen Staatschefs Ayatollah Khomeini aus dem Jahr 1989, obwohl diese "Rechtserkenntnis" auch in der islamischen Welt umstritten ist.

Natürlich kann die Frankfurter Buchmesse mühelos auf die Teilnahme des Iran verzichten. Doch darum geht es nicht. Worum es geht, ist die enttäuschte Hoffnung, dass die Aufhebung der Sanktionen den Iran näher an den Westen und dessen humanistische Ideale heranführt. Die stillschweigende Akzeptanz der Rushdie-Teilnahme wäre ein Zeichen gewesen. Doch für Toleranz scheint die Zeit im Iran vorerst noch nicht reif.