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Der Schlusspunkt einer Misere

Von Christian Mayr

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Nein, das war wahrlich nicht der Ski-Sommer der Anna Fenninger: Kaum war eine der erfolgreichsten Saisonen (mit großer Kristallkugel und zwei WM-Goldenen in Beaver Creek) zu Ende, begannen die Querelen und Streitereien um ihre Werbeverträge, die sie in höchster Verzweiflung sogar mit einem vorzeitigen Karriereende spekulieren ließen. Und kaum war die Doch-noch-Einigung mit dem ÖSV in Person von Präsident Peter Schröcksnadel verkündet - wiewohl dieser von Fenninger zuvor noch beleidigt worden war - sorgte das wiederum bei ihren Fans für Irritationen, weil diese allen Ernstes geglaubt hatten, mit der Salzburgerin an der Spitze käme es in der Männerbastion ÖSV zu einer Palastrevolution. Dass sich dieser am Ende auf fast allen Linien durchsetzte und Fenninger auch noch ihres Managers Klaus Kärcher verlustig ging, glich dann aber schon einer totalen Kapitulation Fenningers samt ihrem Gesichtsverlust. Es war also ein gewaltiger psychischer Rucksack, mit dem die 26-Jährige in die Saison gestartet wäre - doch aufgrund der schweren Knieverletzung am Mittwoch sollte es gar nicht so weit kommen. Ein kapitaler Sturz als Schlusspunkt einer völlig verkorksten Vorbereitung. Doch lässt sich beides - ein medial ausgefochtener Streit, der an ihre Ski-Existenz ging, und ein Sturz bei einem Trainingslauf - wirklich miteinander verknüpfen? Die Realität sieht wahrlich anders aus, als sie so mancher Hobby-Psychologe im Internet wahrzunehmen glaubt. Ließe sich eine mehrfache Goldmedaillengewinnerin, also jemand mit gewohnheitsmäßig Nerven aus Stahl, wirklich durch eine an sich abgehakte Geschichte zu Fall bringen, wäre sie nicht aus jenem Holz, aus dem Sieger geschnitzt sind. Vielmehr ist ein solcherart konstruierter Zusammenhang eine Beleidigung Fenningers - vor allem auch für die Frau Fenninger.