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Lagerdenken in Ernährungsfragen

Von Eva Stanzl

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Kürzlich erhielt ich eine Presseaussendung, an der Steinzeitmenschen ihre Freude gehabt hätten. Sie bewarb den Speiseplan Fred Feuersteins. Die "Paleo-Diät" besteht aus Lebensmitteln, die schon die Jäger und Sammler zu sich nahmen - Fleisch, Fisch, Eier, Nüsse, Obst, Gemüse und Fett. Da diese Nahrungsmittel seit der Altsteinzeit auf den Tisch kommen, seien sie die natürliche und ideale Nährstoffversorgung für den Organismus, betonen die Paleo-Fans. Anders als Milchprodukte, Getreide, Hülsenfrüchte, Zucker und verarbeitete Lebensmittel, die später erfunden wurden, machen sie gesund und fit. So ein Unsinn und ein Irrtum sondergleichen, argumentieren Vertreter eines anderen Lagers - jenes der Fleisch-Gegner. Menschen hätten sich im Lauf der Evolution nicht nur von Mammuts, sondern auch von Pflanzen und Insekten ernährt. Wir benötigen kein Fleisch. Zu welchen Speisen wir greifen, sei kulturell bedingt. Wer vegan lebe, bleibe nicht nur gesund, sondern schütze das Klima und verbessere die Ernährungssicherheit.

Beide Lager haben recht. Denn ein Speiseplan aus Fleisch, Fisch und Gemüse enthält wichtige Nährstoffe und das groteske Überangebot an Fleisch trägt zur Erderwärmung bei. Warum also tun sie sich nicht zusammen und erarbeiten einen Speiseplan mit Hausverstand? Niemand muss Ernährungswissenschaften studieren, um zu wissen, dass Wurst und Burger täglich gegessen in jeder Hinsicht ungesund sind. Somit drängt sich der Verdacht auf, dass die Ernährungslager mitunter deswegen scharf polarisieren, weil sie dann mehr Bücher verkaufen.