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Was tun mit dem Hitler-Haus?

Von Edwin Baumgartner

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Hitler verursacht Kopfschmerzen. Das ist zwar immer noch besser als das, was er sonst noch verursacht hat, gut aber ist es auch nicht. Es geht um das Geburtshaus des Schmalbärtigen in Braunau am Inn. Abreißen? Bewohnen? Ein "Haus der Verantwortung" einrichten?

Es herrscht Ratlosigkeit in der oberösterreichischen Stadt, die sehr reflektiert mit ihrer Geschichte umgeht. Offenbar besteht genau darin das Problem: Man will keinen Fehler machen.

Also durchdenken wir die Möglichkeiten: Abreißen? Das Haus selbst stammt aus dem Jahr 1826 und ist als Bau schützenswert. Abgesehen davon entspräche, in Hinblick auf Hitler, der Abriss einem Demolieren von Geschichte, die ja nicht immer nur im Guten, Schönen und Heldenhaften besteht.

Wohnen in Hitlers Geburtshaus - wer will denn das? Und wer es will, sollte es von vorneherein nicht dürfen.

Also ein "Haus der Verantwortung" - und in diesem Punkt bin ich, ich gestehe es offen, parteiisch. Ich bin dafür.

Wie man das verantwortungsvoll machen kann, hat das Münchner Institut für Zeitgeschichte gezeigt: In seiner Edition ist Hitlers "Mein Kampf" eine glänzende Demontage der nationalsozialistischen Gedankenwelt gelungen. An die Stelle des Verschweigens der Hetzschrift tritt das Argument, der propagandistischen Lüge wird die historische Wahrheit gegenübergesetzt. Gerade in einer Zeit, in der ultrarechte Gedanken hoffähig werden, ist jeder Appell an die humanistische Verantwortung ein Fanal für die Werte, auf denen Europa errichtet ist. Diese einmalige Chance besteht auch mit dem Hitler-Geburtshaus.