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Lieber optimistisch als mit Beistrich

Von Christian Mayr

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"Früher sind wir zu Auswärtsspielen gefahren, mit der Meinung, ein Remis wäre schon sehr gut, jetzt ist das anders, wir wollen mehr." - "Natürlich hoffe ich, dass wir gewinnen oder zumindest ungeschlagen bleiben." - "Die Spanier sind Favorit, haben aber mehr Druck als wir. Es ist sicher was drinnen." Nein, diese Zitate stammen nicht von Rapidlern vor dem Europa-League-Sechzehntelfinale gegen Valencia, das am Donnerstagabend mit einem 0:6-Debakel endete. Sie sind 17 Jahre alt und kamen von den damaligen Teamspielern Andreas Herzog, Peter Schöttel und Didi Kühbauer vor dem - erraten - 0:9-Desaster in der EM-Qualifikation gegen Spanien. Und weil beide Spiele im Mestalla-Stadion stattfanden, es zur Pause damals wie heute 0:5 stand, ist dieser Vergleich nun angebracht. Die Zitate sind für die Analyse dieser dunklen grün-weißen Europacup-Stunde sehr aufschlussreich, aufschlussreicher jedenfalls als das am Donnerstag viel häufiger gefallene Pausen-Verzweiflungs-Bonmot von Toni Pfeffer ("Hoch werma’s nimma g’winna") seinerzeit. Auf den ersten Blick scheinen die Rapidler, wie damals die Teamkicker, einen hochklassigen, aber außer Form befindlichen Gegner unterschätzt zu haben (damals hatten die Spanier zuvor auf Zypern 2:3 verloren). Und man spekulierte eben mit einer Sensation (Rapid-Coach Zoran Barisic meinte scherzhaft sogar, man wolle so spielen wie Barcelona beim 7:0-Sieg über Valencia). Die nun von den acht Millionen Rapid-Coaches in diesem Land ausgerufene Erklärung, Überheblichkeit sei die Ursache des Debakels, greift aber viel zu kurz. Denn im umgekehrten Fall - also hätte sich Rapid kaum Chancen ausgerechnet - hätte es beim selben Resultat noch mehr Prügel gegeben. Mit einem "Beistrich in der Unterhose" (Zitat Ernst Happel) gibt es im Mestalla ganz sicher nichts zu gewinnen.