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Ein Präsident des geringsten Übels

Von Christian Mayr

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Ob der 26. Februar 2016 in die Geschichte eingehen wird, wird ebendiese erst entscheiden - ein Schicksalstag für den Weltfußball ist dieser Tag aber allemal. Schließlich könnte die ob unzähliger Korruptionsverfahren schwer gebeutelte Fifa im schlimmsten Falle untergehen, sollte das längst fällige Reformpaket in Zürich nicht abgesegnet werden; für die mediale Öffentlichkeit weit bedeutsamer scheint aber der neue Kopf an der Spitze der neuen (?) Fifa zu sein, somit ist der Begriff Schicksalswahl sicher nicht verfehlt. Doch der berühmte Wunderwuzzi, der den milliardenschweren Verein in eine strahlende Zukunft führt, ist unter den Kandidaten ganz sicher nicht zu finden. Ganz im Gegenteil, es dürfte am Freitag vielmehr einen Präsidenten des geringsten Übels geben. Oder wer ist so naiv zu glauben, dass just ein aus einer despotischen Herrscherfamilie stammender Scheich aus Bahrain (Salman bin Ibrahim al Chalifa), der Foltervorwürfe nicht entkräften konnte, einen Neubeginn schaffen und die unsägliche Katar-WM 2022 in Frage stellen könnte? Auch Herausforderer Gianni Infantino, glattgebürsteter Karrierist, ist eher aus dem selben Holz geschnitzt wie die gefallenen Engel der Branche, Joseph Blatter und Michel Platini. Tokyo Sexwale aus Südafrika wiederum kommandiert ein undurchsichtiges Firmennetzwerk und wird als früheres Apartheid-Opfer von Mithäftlingen angeschwärzt. Bleiben Jérôme Champagne und Prinz Ali bin al-Hussein: Ersterer denkt gar nicht daran, die Ära Blatter kritisch zu beurteilen, was ihn per se diskreditiert; Zweiterem mangelt es an nötiger Unterstützung in der globalen Fußballfamilie.

Denkbar schwierige Voraussetzungen also für einen Neustart.