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Die Verletzungen sind kein Beinbruch

Von Christian Mayr

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Fast genau zwei Monate vor dem ersten Spiel der österreichischen Nationalmannschaft bei der Euro 2016 in Frankreich sind zwei praktisch unersetzbare Akteure also verletzt. Doch wer nun - wie es gewohnheitsmäßig der Boulevard praktiziert - das große Lamento anstimmt und das Wort "Schock" verwendet, ist auf dem Holzweg. Denn sowohl bei der Verletzung von Abwehrchef Aleksandar Dragovic als auch bei jener von Goalgetter Marc Janko handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um keinen Beinbruch. Auch wenn sich ein Bänderriss (wie beim Kiew-Legionär) dramatisch anhört, es ist "nur" einer im Knöchel und nicht im Knie - im letzteren Fall wäre die EM ziemlich sicher vorbei, bevor sie noch angefangen hat. Auch beim Basel-Stürmer hört sich der Muskelfaserriss an den Adduktoren im linken Oberschenkel schlimmer an, als er medizinisch ist. Janko rechnet mit einer Zwangspause von vier bis fünf Wochen, Dragovic will sogar in zwei bis drei Wochen wieder auf dem Platz stehen. So oder so gilt für beide, dass das EM-Auftaktspiel gegen Ungarn am 14. Juni durch diese Blessuren nicht gefährdet ist. Und vielleicht haben die Verletzungen zu diesem Zeitpunkt auch einen positiven Effekt: Da beide in der heurigen Saison schon je rund 40Pflichtspiele in den Beinen haben, der Europacup-Traum abgeschlossen, dafür die Spitzenposition in der Liga gut abgesichert ist, ist eine schöpferische Pause vor dem Saisonhöhepunkt so übel nicht. Denn in Frankreich wird vor allem entscheidend sein, nach einer endlos langen Spielzeit noch über lockere Beine zu verfügen und in den drei - vielleicht auch mehr - Spielen physisch und psychisch voll da zu sein. Auch Janko macht aus der Not eine Tugend, wenn er festhält: "Jetzt kann ich halt ein bisschen die Akkus aufladen."