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Bücheroase in der Lesewüste

Von Alexander U. Mathé

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In Uganda sind Bücher ein Luxusgut - eine Frau hat nun eine mobile Bücherei für Kinder geschaffen.


"Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten", sagte einst der britische Autor Aldous Huxley. So gesehen ist Rosey Sembatya eine der größten Hoffnungen für Ugandas Zukunft. Denn sie ermöglicht es Kindern, zu erschwinglichen Preisen zu lesen. Bücher sind in Uganda nämlich ein Luxusgut für Bessergestellte. Ein normales Buch kostet schon einmal 25 Euro und mehr und das bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 37 Euro. Auch das Ausweichen auf den Internethandel ist keine befriedigende Lösung. Online gibt es zwar günstigere Bücher (die Lieferung soll dem Vernehmen nach unzuverlässig sein). Doch sobald man die Welt des literarischen Bauchnabels Ugandas verlässt, wird es auch hier teuer. 32 Euro kostet beispielsweise das Buch über die Facebook-Ikone Mark Zuckerberg, "Think like Zuck" (zum Vergleich: In Österreich ist das Buch bei einer Online-Buchhandlung um 21 Euro erhältlich).

Zwar hat Uganda ein recht ansehnliches Verlagswesen, das konzentriert sich jedoch auf akademische Literatur. Da kam nun Rosey Sembatya gerade recht, eine Frau, die ihrer Passion folgt, unabhängig von Geld und Ansehen. Sie hat ihren Job bei einer Bank aufgegeben und all ihr Erspartes zusammengekratzt, um Kinder in den Genuss von Büchern kommen zu lassen. Mit dem Geld kaufte sie ein paar hundert Kinderbücher, berichtet der britische Fernsehsender BBC. In einem Zimmer in ihrem Haus richtete sie eine kleine Bibliothek ein und schuf schließlich eine mobile Kinderbücherei. Ausgehend von ihrem Haus flitzen seither Motorradtaxis quer durch die Hauptstadt Kampala und bringen Kindern ihre Wochenlektüre. Dass Lesen und Wissen zu einem gewissen Grad auch ein Fluch sein können, hat Sembatya zwar als Mädchen erkannt. "Es gab keinen Anmachspruch, den ich nicht schon gelesen hatte. Und so habe ich die Schule abgeschlossen, ohne eine Beziehung gehabt zu haben", sagte sie dem ugandischen "Observer". Doch davon abgesehen sagt Sembatya: "Kinder müssen lesen, Kinder müssen lernen." Und daher sollen Bücher aufhören in Uganda ein Luxusgut zu sein.

Gratis ist Sembatyas Bücherei zwar nicht, aber mit 25 Euro Jahresgebühr immerhin eine erschwingliche Option für viele Eltern an Bücher für ihre Kinder zu kommen. Und gerade in Uganda weiß man, wie hart es sein kann, lesen zu können, aber nichts zu lesen zu haben. Immerhin hat die Regierung den Medien verboten, über Proteste der Opposition gegen den seit drei Jahrzehnten regierenden Präsidenten zu berichten, der am Donnerstag erneut vereidigt wurde. Doch ein hochgestecktes Ziel nicht zu erreichen, ist für Sembatya nicht weiter schlimm, wie sie sagt: "Wenn du den Mond nicht erreichen kannst, dann lande wenigstens unter den Sternen."