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Weniger Bieber, mehr Bocelli

Von Christoph Rella

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So sieht das also aus, wenn sich ein internationaler Popstar wie Justin Bieber eine "Auszeit" von seiner Promotiontour in Europa nimmt. Er besucht dann seinen alten Freund Lewis Hamilton,
mit dem er unter anderem seine Leidenschaft für Luxuskarossen teilt, in Monaco. Anstatt aber seinem Buddy im VIP-Zelt um den Arm zu fallen, spazierte der 22-jährige Kanadier am Sonntag einfach auf die Formel-1-Bühne und genehmigte sich vor einem 70-Millionen-TV-Publikum einen kräftigen Schluck aus Hamiltons - es handelte sich diesmal nicht um Champagner - Sektflasche. Der Boulevard fiel natürlich auf den PR-Trick rein und hievte den trinkenden Sänger dankbar auf die Titelseiten. Die "Auszeit" hat sich ausgezahlt, das kanadische Produkt wurde placiert.

Als Sportfan und TV-Konsument fragt man sich freilich: Hat es die Formel 1, ja überhaupt Europa nötig, Justin Bieber, der erst vor wenigen Wochen den Eurovision Song Contest in Stockholm (mit 200 Millionen TV-Zuschauern wohlgemerkt) gecrasht hatte, permanent eine Bühne zu bieten? Noch dazu, wo seine Person und seine Musik nichts Verbindendes haben? Ganz im Gegensatz zum (blinden) italienischen Tenor-Star Andrea Bocelli zum Beispiel. Als der die Welt beim Champions-League-Finale am Samstag in der Opernstadt Mailand mit seiner Singstimme begeisterte, hat das sehr gut gepasst. Sein Auftritt im Guiseppe-Meazza-Stadion war dem Tenor gewiss eine Ehre, und für die Fans und Zuseher war es ein musikalischer Genuss. Ein dröhnender Justin Bieber hätte hier noch gefehlt. Es bleibt zu hoffen, dass seine PR-Einlage in Monaco einmalig war.