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Für ein Geständnis ist es zu spät

Von Christoph Rella

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Lang hat es gedauert, nun ist es soweit. Nach Fifa-Präsident Sepp Blatter, Uefa-Chef Michel Platini und FC-Bayern-Boss Uli Hoeneß bekommt es nun auch die Ikone des deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer, mit der Justiz zu tun. Und das, weil er vor mehr als 14 Jahren als Organistionschef der Heim-WM einen namhaften Millionenbetrag verschoben hat. Mit der Folge, dass sich nun auch die Schweizer Staatsanwaltschaft für den Fall interessiert - und ermittelt.

Nun sind Ermittlungen in einem korruptionsanfälligen Milieu, wie der Fußball eines offenkundig ist, nichts Ungewöhnliches und man möchte sich hüten, den "Kaiser" vorschnell zu verurteilen, hat doch Beckenbauer die Vorwürfe, die nun rechtlich nachgeprüft werden und keineswegs neu sind, bisher immer zurückgewiesen und betont, sich juristisch völlig korrekt verhalten zu haben. Das kann man einem Mann, der ob seiner Beliebtheit und Meriten als Fußballer, Trainer und nationales Aushängeschild doch so viel zu verlieren hat wie ein Blatter, Platini und Hoeneß, nun glauben oder nicht. Ganz nach der Devise: So dumm kann man nicht sein.

Und selbst wenn die Schweizer Ermittler in den WM-Akten etwas Handfestes finden sollten, heißt das noch nicht, dass das Denkmal Beckenbauer ins Wanken geraten muss. Der Ehrenspielführer des DFB-Teams könnte dann immer noch plädieren, unwissentlich gehandelt zu haben, schließlich könne ja auch ein "Kaiser" nicht alles wissen, wie die Kicker-Ikone durch so manch’ naive Aussage - über nicht-existente Sklavenarbeit auf WM-Baustellen in Katar etwa - bewiesen hat. So wie die Fans Hoeneß verziehen haben, wird auch Beckenbauer milde Richter in der Öffentlichkeit finden. Für eine Flucht nach vorn, das heißt ein tränenreiches Geständnis, ist es aber zu spät.