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Götterdämmerung für Ruheliebende

Von Eva Stanzl

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Kaum ein Tag vergeht, ohne dass jemand meint, nahe am Burnout zu sein. Zu wenig Zeit, zu viel zu tun, zu viel Druck und keine Zeit zum Denken und Tagträumen. Eines der bewährtesten Mittel zum Abschalten und Auftanken ist, in der Natur zu sitzen und auf das Wasser zu schauen. So wie die Gäste des Gemeindebads Weiden am Neusiedlersee. Jeden Sommer kommen sie zahlreich ans Nordufer, um sich gen Süden schauend zu sonnen, zu schwimmen oder zu plantschen. Und um den Frieden zu genießen, der von dem Ort ausgeht. Am Abend sitzen sie dann am Steg und betrachten den Sonnenuntergang so lange, bis unser Stern als glühender Ball ins Wasser fällt, das Abendrot lila und schließlich dunkelblau wird. Von der Terrasse des angeschlossenen Seerestaurants ist der Blick besonders interessant. Von dort kann man nämlich bei Spritzer und Schnitzel den Leuten beim Zuschauen zuschauen. Allerdings nur bis heute, Samstag. Am Montag sollen die Bagger kommen und das Seerestaurant abreißen. Der Besitzer hat es verkauft und geht in Pension. Hin kommt ein neues Lokal mit Marina, die neue Klientel nach Weiden bringen soll. Weg kommen die ruhigsten Teile von Liegewiese und Steg und zwei riesige alte Bäume, deren Laub bei Wind wie kleine Goldmünzen klingt. Der Moment, an dem die Sonne ins Wasser plumpst, wird künftig Bootsbesitzern gehören. Obwohl das Areal bereits ein schickes Restaurant mit Bar und einen Jachtklub zu bieten hat, eine neue Marina also nicht nötig wäre.

Dass selbst die letzten Oasen verschwinden und dem Profit weichen müssen, obwohl sich immer mehr Menschen nach Ruhe sehen, ist eine Tragödie.