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Doping-Zahnpasten und andere Schmierenkomödien

Von Christian Mayr

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Ertappte Doping-Sünder im Spitzensport haben uns in den vergangenen Jahren immer wieder mit skurrilen Erklärungen für ihre positiven Tests erheitert - von der vergifteten Zahnpasta (Leichtathlet Dieter Baumann) bis zum verseuchten Steak (Radprofi Alberto Contador) war schon alles da. So kreativ die Erklärungen auch waren, geholfen hat es den Sportbetrügern meist nichts - wie in den beiden genannten Fällen kam es zu Sperren. Und jetzt gibt es den Fall der norwegischen Loipenkönigin Therese Johaug, die positiv auf das anabole Steroid Clostebol getestet wurde. Natürlich nicht im italienischen Höhentrainingslager zur Leistungssteigerung eingenommen, sondern blöderweise via Lippencreme nach einem Sonnenbrand. Die Schuld dafür musste somit der (in Folge des Skandals zurückgetretene) Teamarzt auf sich nehmen, der die Creme der siebenfachen Weltmeisterin und Olympiasiegerin verschrieben hatte. Da wackeln schon einmal die Köpfe in der Langlaufszene über so viel Amateurhaftigkeit im hochprofessionellen Langlauf-Mekka Norwegen. Zumal heute jedes Handy über ein Präparat scannen kann, um dessen Unbedenklichkeit festzustellen. Und dann passiert ausgerechnet der Weltbesten so ein Fehler?! Es wird sich aber wohl bald prüfen lassen, ob die in Johaugs Körper gefundene Dosis tatsächlich von ein paar Milligramm Creme stammen oder doch auf anderem Wege hineingelangt sind. Bis dahin irritiert der norwegische Verband, indem er seine Athletin schützt, statt zu suspendieren. Da es aber bereits der zweite derartige Fall in Norwegen ist, wird die internationale Gemeinschaft nicht mehr lange zusehen können. Sonst sorgen womöglich ausgerechnet russische Doping-Hacker wieder für Transparenz, was dann wirklich eine Schmierenkomödie wäre.