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Die Zukunftshoffnung der CDU

Von Alexander U. Mathé

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Jens Spahn ist ein vielversprechender Politiker der deutschen Konservativen.


Angela Merkel überschattet so ziemlich alles in der deutschen Politik; dazu gehört auch ihre eigene Partei. Wagt man dennoch ein Gedankenspiel und fragt, wer denn eines Tages die Merkel an Stelle der Merkel sein könnte, fällt vor allem ein Name: Jens Spahn. Mit seinen 36 Jahren hat er es bereits zum Staatssekretär für Finanzen gebracht. Schon in jungen Jahren nahm er seine politische Karriere zielstrebig auf: Mit 15 trat er in die Junge Union ein, mit 17 war er bereits CDU-Mitglied. Politisch sozialisiert wurde er damals unter anderem durch das Thema Kernenergie. Anti-AKW-Demos hätten in ihm "einen gesunden Reflex ausgelöst", erklärte er einmal gegenüber dem Magazin "Der Spiegel". Im zarten Alter von 22 Jahren zog der Bankkaufmann für seinen Wahlkreis Steinfurt/Borken (Nordrhein-Westfalen) in den Bundestag ein. Heute ist er neben Staatssekretär auch noch Mitglied des Parteipräsidiums sowie Politologe und steht für eine neue Generation der CDU. Spahn überrascht dabei mit einer politischen Linie, die zwar konservativ ist, sich aber klar von jener Merkels abgrenzt. Als Schwuler vertritt er wenig überraschend eine sozialliberalere Position als die Kanzlerin. Er tritt dafür ein, die Partnerschaft zwischen Homosexuellen jener zwischen Heterosexuellen gleichzustellen - Adoptionsrecht inklusive. Das ist für den praktizierenden Katholiken auch kein Widerspruch zu den Werten seiner Partei. So stellte er die Frage: "Gibt es einen bürgerlicheren Lebensweg, als wenn zwei Menschen, rechtlich verbindlich, füreinander Verantwortung übernehmen, in guten wie in schlechten Zeiten?" Auf anderen Gebieten steht Spahn wiederum rechts von Merkel - etwa in Einwanderungsfragen. Argwöhnisch beobachtet er, wie seiner Ansicht nach vor allem durch die muslimische Immigration in Deutschland längst überwunden geglaubte Verfehlungen wie Schwuleinfeindlichkeit, mittelalterliches Frauenbild oder Antisemitismus wieder aufkommen. Er tritt für ein Burka-Verbot ein und will angesichts von Pro-Erdogan-Protesten türkischstämmiger Deutscher die Doppelstaatsbürgerschaft überdenken. "Jedem, der sich auf den Weg nach Deutschland macht, muss klar sein, dass sein Leben hier ganz anders aussehen wird als in der Heimat", sagte Spahn in einem Interview mit der "Welt". Diese Linie passt zu seinem erklärten Ziel, die AfD überflüssig machen zu wollen, womit er an Franz Josef Strauß’ alte Forderung - rechts von der Union darf es keine Partei geben - anknüpft. Und doch vermag Spahn auch da wieder zu überraschen; etwa, wenn er mit den Grünen kokettiert. "Mit dem Cem könnte ich mir das ganz gut vorstellen", sagte er vergangene Woche im ZDF über Cem Özdemir, den türkischstämmigen Parteichef der Grünen. Vielleicht liegt diese Entscheidung ja tatsächlich eines Tages in Spahns Hand. Doch bis dahin wird er wohl noch einige Zeit in Merkels Schatten verbringen.