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Die Mohnblumen des Bösen

Von Christian Mayr

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Was hat ein ÖFB-Testspiel gegen Norwegen vor 14Jahren mit dem am Freitag stattfindenden Derby in der WM-Qualifikation zwischen England und Schottland gemeinsam? Nun, damals bestritt Andi Herzog sein 100. Länderspiel, weshalb der Mittelfeldregisseur erstmals in der Fifa-Historie eine dreistellige Rückennummer tragen durfte - eben die 100. Möglich machte dies eine Ausnahmeregelung mit dem Placet von Sepp Blatter himself. Eine solche Extrawurst würden jetzt auch gerne die Briten braten - in Form von schwarzen Armbinden mit roten Mohnblumen drauf. Letztere wird derzeit auf der Insel allerorten auf der Kleidung ausgeführt, weil sie an den Tag des Waffenstillstandes im Ersten Weltkrieg erinnert und somit auch ein klassisches Symbol des Friedens ist. Dass nun sowohl Engländer und Schotten just am Remembrance Day am 11. November "Poppy"-Schleifen tragen wollen - in Zeiten von Brexit und Unabhängigkeitsbestrebungen -, sollte die Fifa wohlwollend anerkennen. Würde man meinen. Doch die hat nichts Besseres zu tun, als beiden Teams mit Punkteabzug zu drohen, weil politische Symbole am Spielfeld bekanntlich verboten sind. Mohnblumen des Bösen also. Abgesehen davon, dass sich die Fifa damit vor aller Welt lächerlich macht, darf man sie an die anderen Embleme erinnern, die Spielern wie Referees mittlerweile aufgezwungen werden. Sind nicht in letzter Konsequenz auch Anti-Rassismus-Banner politische Statements - jedenfalls aus Sicht jener zahlreichen Fifa-Mitgliedsländer mit totalitären Systemen, die man statt aus Zürich zu maßregeln mit Großveranstaltungen ehrt?

Die Fifa täte daher gut daran, die Mohnblumen anstandslos zuzulassen, andernfalls wäre das erst recht ein politisches Statement.