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Grillen grillen

Von Alexander U. Mathé

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Ein französisches Unternehmen züchtet im großen Stil Insekten als Futtermittel.


795 Millionen Menschen auf der Welt haben nicht genug zu essen. Dieses Problem ließe mildern, wenn die Menschen nur mehr Insekten äßen, ist die UNO überzeugt. Stimmt das, dann ist Antoine Hubert die Lösung. Insekten sind nahrungsmitteltechnisch gesehen sehr effizient. Bei ihnen benötigt man zehn Kilo Futter, um neun Kilo Nahrungsmittel herzustellen. Zum Vergleich: Mit derselben Menge Futter produziert man ein Kilo Rindfleisch oder fünf Kilo Geflügel. Insekten bedeuten also mehr Essen bei gleichem Einsatz. Einziges Problem: Zikade à l’orange oder Mehlwürmer Stroganoff sind nicht unbedingt Gerichte, bei deren Gedanken Herrn und Frau Österreicher das Wasser im Mund zusammenläuft. Auch wenn das in anderen Teilen der Welt anders ist: Wespenlarven sind eine Delikatesse in Japan, in Thailand wiederum sind geröstete Vogelspinnen eine Spezialität, während in weiten Teilen Afrikas Termiten der Renner sind. Doch wenn man das Problem in Europa nicht direkt über den Menschen lösen kann, dann vielleicht über einen Umweg. Und hier kommt Antoine Hubert ins Spiel. Der 34-jährige Franzose ist Direktor und Geschäftsführer der von ihm im Jahr 2011 gegründeten Firma "Ynsect". Die produziert, wie der Name schon vermuten lässt, Insekten. Und das im großen Stil. Jedoch nicht als Nahrungsmittel für den Menschen, sondern für seine Tiere. Auf Huberts Insektenfarm im Jura werden unter anderem Mehlkäfer in Proteinpulver, Fett und Chitin zerlegt. Daraus wird derzeit Edel-Trockenfutter für Katzen hergestellt. Für seine Ideen hat Hubert weltweit schon zahlreiche renommierte Preise abgestaubt darunter auch jenen von der amerikanischen Elite-Universiät MIT für Innovatoren unter 35 Jahren. Der Agraringenieur hat auch schon den nächsten Markt im Visier: Die Aquakultur. Fische werden derzeit großteils mit Fisch- oder Sojamehl gefüttert. Preislich kann "Ynsect" da noch nicht mithalten, doch die Zeiten wandeln sich. Die herkömmlichen Futterressourcen werden knapp und der Preis von Fischmehl hat sich über die letzten zehn Jahre verdreifacht. "Ynsect" steht hier kurz vor dem Durchbruch. Zumal bewiesen ist, dass sein Futtermittel Fisch um 30 Prozent mehr auffettet als Fischmehl. Ebenso hat "Ynsect" den Futtermittelmarkt für Schwein und Geflügel anvisiert. Und wer weiß, vielleicht liefert Hubert eines Tages auch Insekten für den menschlichen Speiseplan. Immerhin stehen die Zeichen auch in Europa auf Veränderung. In der Schweiz soll beispielsweise im Frühling die neue Lebensmittelverordnung in Kraft treten, die den Verkauf von Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmern in Lebensmittelgeschäften erlaubt. Der Schweizer Supermarkt-Platzhirsch Coop hat bereits angekündigt, die Insekten ab diesem Zeitpunkt in sein Sortiment aufzunehmen. Wer weiß - vielleicht stammen die ja dann von "Ynsect".