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Eine WM, die keiner braucht

Von Christian Mayr

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Gianni Infantino rastlos. Der seit Februar amtierende Boss des Weltfußballverbandes hat sich aus den Schlingen der ersten Verdächtigungen und anderen üblichen Anfeindungen befreit und lässt uns allwöchentlich an seinem Reformeifer teilhaben. Dieser Eifer betrifft jedoch nicht jene endlich aufzuklärenden und folglich trockenzulegenden Fifa-Korruptionssümpfe, denn die Welt muss immer noch auf den wohl vernichtenden Garcia-Report zu den Bestechungsvorgängen rund um die WM-Vergaben von Russland 2018 und Katar 2022 warten, wiewohl selbst Vorgänger Joseph Blatter die Veröffentlichung versprochen hatte. Infantino will sich mit der dunklen Vergangenheit aber nicht länger aufhalten und denkt lieber an die Zukunft - liebste Spielwiese ist das WM-Format ab anno 2026: 40 Teams in Fünfergruppen oder 48 Teams in Dreiergruppen mit Vorrunden-Penaltyschießen bei Unentschieden - alles scheint irgendwie möglich. Und während die Sorge wächst, dass durch diese Ideen einer Mammut-WM das einzig wirklich funktionierende Produkt der Fifa verwässert werden könnte, will der Schweizer auch die Klub-WM massiv aufstocken. Die Diagnose, dass das jetzige Format mit den K.o.-Duellen der jeweiligen Klub-Kontinentalchampions nicht das Gelbe vom Ei ist ("Der Wettbewerb ist nicht gerade begeisternd"), hat auch Infantino erkannt, doch seine Arznei heißt trotz überbordender Terminkalender nicht Gesundschrumpfen, sondern Aufblähen - nämlich ab 2019 auf 21 Tage (im Juni) und 32 Mannschaften. Die Fifa hat sich also nicht verändert und lässt keine Gelegenheit aus, den Sport und seine Akteure weiter auszupressen - ob es die Fans nun interessiert oder nicht.