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Russland die Fußball-WM 2018 entziehen - warum nicht?

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Gegen eine Verlegung sprechen freilich praktische Gründe. Aber weil nicht sein darf, was nicht sein kann, wird über Doping gar nicht erst gesprochen.


Korruption, Menschenrechtsverletzungen - und nun auch Doping. Die Aussichten, mit denen der Sport ins neue Jahr geht, sind düster. Der mutmaßliche Staatsdoping-Skandal in Russland überschattet die Berichterstattung - und im Umgang der Sportverbände damit offenbart sich eine gewisse Hilflosigkeit. Nach wochenlangem Herumlavieren hat sich das Internationale Olympische Komitee dazu durchgerungen, gegen 28 Olympia-Teilnehmer von Sotschi 2014 Disziplinarverfahren zu eröffnen, der internationale Skiverband FIS und der Biathlon-Weltverband reagierten immerhin mit provisorischen Sperren und - neben anderen Verbänden - damit, den Russen die Austragung von Veranstaltungen zu entziehen beziehungsweise sie mit mehr oder weniger sanftem Druck zur Rückgabe zu drängen. Auf diese Art und Weise wurde nun entschieden, dass im kommenden Jahr fünf geplante Bewerbe - die Weltcup-Finale im Langlauf, im Eisschnelllauf, im Biathlon, die Junioren-WM in derselben Sportart sowie die Bob- und Skeleton-WM - nicht in Russland stattfinden werden. Und der Weltfußballverband Fifa? Tut so, als ob ihn das alles nichts anginge. Die ohnehin aus so vielen Gründen umstrittene WM 2018 traut sich niemand zu hinterfragen, eine Absage oder Verlegung steht nicht im Raum; stattdessen diskutiert man bei der nächsten Sitzung des Councils am 9./10. Jänner lieber über eine von den Klubs ebenso wie von den Teamchefs der großen Nationen abgelehnte Aufstockung des WM-Teilnehmerfeldes. Geld heiligt schließlich die Mittel, und mit mehr Mannschaften und einer Ausweitung des Feldes ist mehr Geld zu holen. Und überhaupt: Warum auch über Doping sprechen? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wird das leidige Thema im Fußball gerne totgeschwiegen, obwohl es hinlänglich Indizien gibt, dass auch dieser nicht immun gegen Medikamentenmissbrauch ist. Selbst im McLaren-Report über das russische Dopingsystem wird darauf hingewiesen, auch wenn es nicht Kern des Berichts ist. Für die Fifa, die sich über den Rest des Sports erhaben fühlt, stellen sich freilich ganz praktische Fragen: Wer soll schon eineinhalb Jahre vor der WM einspringen? Eine Entzugsdrohung wäre angesichts dessen wohl kaum umsetzbar. Aber gar nichts zu sagen, kann auch nicht die Lösung sein.