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Die Zukunft gehört der (Darts-)Scheibe

Von Christian Mayr

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Sie sehen nicht aus wie richtige Sportler, haben Bierbauch, Halbglatze und geben sich schräge Künstlernamen - und doch ist das, was sie da praktizieren, großes Sport-Kino. Die Rede ist von Darts, das in den vergangenen Jahren einen imposanten Lauf von den hinteren Regionen der Pubs auf die vordersten Plätze der aktuellen Trendsportarten hingelegt hat und die Besten der Besten nicht nur zu echten Szene-Stars, sondern zu hochbezahlten Millionären gemacht hat. Noch bevor das Traum-WM-Finale zwischen Titelverteidiger Gary Anderson und Weltranglistenprimus Michael van Gerwen am Montagabend entschieden wurde (Endstand 7:3 für den Niederländer), stand fest, dass die 24. Auflage der Profi-Titelkämpfe neuerlich alle Grenzen gesprengt hat. Punkto Zuschauerinteresse im und außerhalb des Alexandra Palace in London (Sport1 vermeldet neuerliche Rekordquoten bei TV-Zusehern), punkto Preisgeldern und punkto der gezeigten Leistungen. So wurde am Neujahrstag die punktemäßig beste Darts-WM-Partie aller Zeiten dargeboten: Van Gerwen schaffte mit 114,05 Punkten pro drei Pfeilen einen neuen Weltrekord, ebenso wie 2:6-Verlierer und Darts-Legende Raymond van Barneveld, der im Schnitt 109,34 Punkte auf die Scheibe hämmerte. Dabei wurde auch der bisherige Turnierrekord an 180ern schon im Semifinale überboten und liegt nunmehr bei 666 perfekten Würfen. Abgesehen von der kochenden Atmosphäre im "Ally Pally"generiert Darts seinen Reiz vor allem durch die TV-Übertragung mit punktgenauer Kameraführung, schnellen Schnitten und frei Haus gelieferten echten Emotionen. Dagegen war das Neujahrsspringen in Garmisch - trotz hochklassiger Leistungen - ein kühles Katerfrühstück am Beginn des neuen Jahres.