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Man spricht Deutsh in München

Von Christian Mayr

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All jene, die im Titel einen Druckfehler ausgemacht haben wollen, können beruhigt sein. Dieser ist beabsichtigt und als Anspielung an den gleichnamigen Film des bayrischen Kabarettisten Gerhard Polt aus dem Jahr 1988 gedacht, als nicht nur die deutsche Urlauber-Überheblichkeit aufs Korn genommen wurde, sondern auch die Anbiederung der Italiener, die für ihre Gäste "Deutsh" sprachen. Wo wir beim Thema Bayern, Italiener und deutsche Sprache wären. Denn der eben direkt aus dem Gefängnis ins Präsidentenamt des FC Bayern zurückgekehrte Uli Hoeneß gibt derzeit viele Interviews, wobei das jüngste den Erregungspegel in den sozialen Medien am rasantesten nach oben schnellen ließ. Fordert doch das Weißwurst-Faktotum, dass künftig in der Kabine des Rekordmeisters wieder Deutsch gesprochen und das babylonische Sprachgewirr der aus der halben Welt zusammengekauften Star-Truppe ein Ende haben müsse. Ganz so, wie es Trainer Carlo Ancelotti seit seinem Amtsantritt vorexerziere und sich auf den Pressekonferenzen bemühe, Deutsch (statt Italienisch) zu sprechen. Und wer sich nicht an diese neue Vorgabe halte, werde künftig mit einer Geldsprache belegt, droht Hoeneß. Bevor man ihn nun vorschnell als Sprach-Chauvinisten verurteilt, sei sein hehres Motiv verteidigt. Wie im richtigen Leben sieht auch er die Sprache als Schlüssel zur Integration (ins Mannschaftsgefüge) an, denn sie beuge Grüppchenbildung vor. In Zeiten mangelnder Klub-Identifikation, wo Spieler wie Marionetten hin- und hergeschoben werden und sich bei Reisen zu Auswärtsspielen in ihre Kopfhörer-Echoräume verkriechen, kann es nur gut sein, wenn man sich wieder besser versteht. Abseits und auf dem Fußballplatz.