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She always comes back

Von Christian Mayr

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Man kann von Lindsey Vonns Geltungsdrang respektive Narzissmus ziemlich genervt sein. Dass es für die erfolgreichste Skifahrerin der Gegenwart ohne Glanz, Glamour und heiße Affären noch schwieriger wäre, als Skifahrerin aus Amerika in Amerika Bedeutung zu erlangen, ist aber wohl auch Fakt. Vor diesem Hintergrund erklärt sich dann auch, warum sie ihre jüngste Verletztengeschichte - Oberarmbruch im November - derart öffentlich auswalzt und über Schwierigkeiten beim Joghurtessen und Ziehen der Kreditkarte lamentiert. Dass wirkt für alle Sportler, die es wirklich hart erwischt hat, und nicht-sportlichen Normalsterblichen gleichermaßen grotesk. Denn Vonn wird sich, diesmal nach einem eher kurzen Leidensweg, wieder aus dem Starthäuschen werfen und eine neue Bestzeit fahren können. Vielleicht schon bei der Abfahrt in Zauchensee am Wochenende, vielleicht dann bei der WM in St.Moritz. Und darin liegt die große Leistung der 32-Jährigen, nämlich dass sie sich nach schweren Verletzungen immer wieder zurück an die Weltspitze kämpfen und zur Weltcup-Rekordsiegerin (76Einzelerfolge) werden konnte. Seit ihrem Horrorsturz 2013 bei der WM in Schladming musste sie sich von einem Comeback zum nächsten hangeln, verpasste dabei Olympia 2014 und war bei der Heim-WM 2015 in Vail chancenlos. Dass Vonn schon wieder große Töne spuckt, Siege und Medaillen ankündigt, passt zu ihrem Charakter. Dass sie noch immer damit kokettiert, auf Männerstrecken Männer fordern zu wollen, sollte jedoch zu denken geben. Denn Vonn ist auch Bruchpilotin Nummer eins des Weltcup-Zirkus und sollte daher als solche besser auf Tofana und Kälberloch bleiben, statt Lauberhorn und Streif zu riskieren. Sonst gilt der eingangs im Titel zitierte Spruch vielleicht bald nicht mehr.