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Es scheitert am Zusammenspiel

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Heikler Balanceakt zwischen dem medienbesessenen Weißen Haus und der nationalen Sicherheitsführung, die lieber nicht in den Schlagzeilen ist.


Fast 100 Tage ist US-Präsident Donald Trump im Amt - eine gute Gelegenheit, die Beziehung zwischen ihm, launenhaft und unerfahren, und seinem unerschütterlichen Verteidigungsminister Jim Mattis unter die Lupe zu nehmen. Nach seinen ersten drei Monaten als Präsident hat Trump verhältnismäßig wenig innenpolitische Leistungen vorzuweisen, aber sein im Großen und Ganzen zuverlässiges nationales Sicherheitsteam, und dass er auf dessen Rat hört, ist ihm als Verdienst anzurechnen.

Vorige Woche war ich mit Mattis im Nahen Osten und hatte Einblick in den heiklen Balanceakt zwischen einem medienbesessenen Weißen Haus und einer nationalen Sicherheitsführung, die sich lieber aus den Schlagzeilen heraushalten würde. Hauptsächlich ging es bei den Treffen in Saudi-Arabien, in Ägypten und in Israel um Allianzfragen. Die Informationspolitik von Mattis ist nicht immer eine sehr klare. Vor dem Hintergrund militärischer Standards wirkt er etwas exzentrisch, mit seiner Vorliebe für römische Philosophie (auf Latein) und seiner Absicht, Leselisten für die Truppen zu erstellen. Aber wie jeder erfolgreiche General ist er grundsätzlich ein Teamspieler, der nur selten isoliert handelt. In der Praxis bedeutet das, dass Mattis sich mit Trumps anderen wichtigsten außenpolitischen Beratern zusammengetan hat, mit Außenminister Rex Tillerson, dem nationalen Sicherheitsberater H.R. McMaster, mit Heimatschutzminister John Kelly und CIA-Chef Mike Pompeo. Das ist eine starke, selbstbewusste Gruppe. Von dem Hickhack, das für das Weiße Haus unter Trump so typisch ist, ist hier wenig zu finden. Eine Schwierigkeit für Mattis ist die Darstellung einer kaleidoskopisch-bunten Welt in einer Zeit, in der von der Öffentlichkeit (oder zumindest den Medien) Schwarz-Weiß-Antworten bevorzugt werden. Politiker müssen manchmal "zwei gegensätzliche Vorstellungen im Gleichgewicht halten", erklärt Mattis: "Unsere Welt ist nicht schwarz und weiß." Was Mattis und die anderen früheren Kommandanten bei Trump in Sachen nationaler Sicherheit auf den Tisch bringen, ist - paradoxerweise - Misstrauen gegen vorschnelles militärisches Engagement. In der Diskussion, das nordkoreanische Atomprogramm zu stoppen, sehen die Planer des Pentagons zum Beispiel, wie die blühende Metropole Seoul durch eine schlecht geplante Auseinandersetzung zu einem schauerlichen Stalingrad-ähnlichen Schlachtfeld werden könnte. Zur "entsetzlichen" Lage in Syrien äußerte Mattis Besorgnis über "die Primitivisierung des Kriegs" zu früheren Zuständen, durch den Einsatz von chemischen Waffen und das Bombenwerfen auf Kinder, Krankenhäuser, Kirchen und andere bereits verboten gewesene Ziele. "Wir müssen darauf achten, dass die Leute rechenschaftspflichtig bleiben." Aber wie? Ein verstecktes Drama dieser ersten 100 Tage ist die Interaktion zwischen dem außenpolitischen Team und dem Weißen Haus, das gerade erst beginnt, darüber nachzudenken, wie die Macht der USA in einer gefährlichen Welt einzusetzen ist.