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Puls4 setzt ORF unter Druck

Von Bernhard Baumgartner

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Sonntagabend ist der gelernte Termin für politische Diskussionssendungen im ORF. Auch wenn "Im Zentrum" vor allem in puncto Relevanz schon länger nicht mehr an die Erfolge seiner Vorgänger anschließen konnte, bleibt die politische Diskussion eine Domäne des ORF. So gesehen ist es kein Wunder, dass Puls4 seine neue Sendung "Im Namen des Volkes" gerade auf den Sonntagabend legte. Geht es doch darum, strittige politische Inhalte im Rahmen einer "Gerichtsverhandlung" abzuhandeln.

Nun kann man darüber diskutieren, ob die Kopftuchfrage ein passendes Thema ist, ob die Argumente auswendig gelernt wirkten und die Sendung - sagen wir einmal - gewisse Längen hatte. Auch die unklare Rolle von Irmgard Griss zwischen Richterin und Moderatorin und die Frage, ob die ehemalige Präsidentschaftskandidatin nun ihre politischen Ambitionen endgültig begraben kann, darf man durchaus stellen. Aber trotz allem: Puls4 hat dokumentiert, dass man durchaus vorhat, dem ORF auch bei politischen Diskussionen immer mehr ins Gehege zu kommen. Die Stoßrichtung ist sinnvoll: Schließlich ist dieses Feld geradezu ein Kerngebiet des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Ob das auch dann trägt, wenn man etwas weniger polarisierende Themen auf die Tagesordnung setzt, wird sich erst zeigen müssen. Zu Beginn ließ der Publikumserfolg mit 91.000 Zuschauern bei der Urteilsverkündung auch noch Luft nach oben. Aber darum ging es wohl gar nicht. Im ORF darf man das als Denkanstoß sehen. Innovation ist mitunter auch bei Diskussionen gefragt.