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Auslaufmodell Mensch

Von Judith Belfkih

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Selbstoptimierung ist nicht nur ein Wort der Stunde. Es begleitet den Menschen, seit er sich selbst in seiner teilweisen Ungenügen zu begreifen im Stande ist. Die Art und Weise, wie der Mensch dabei versucht, aus sich oder zumindest den folgenden Generationen ein besseres Modell seiner selbst zu machen, variieren dabei - je nach technischen und intellektuellen Möglichkeiten. War es irgendwann einmal die Lektüre erbaulicher oder philosophischer (wohl bald auch religiöser) Texte, die das innere Selbst formen und veredeln sollten, so erweiterte sich das Interesse spätestens im 20.Jahrhundert auch auf Äußerlichkeiten. Nicht zuletzt die Nationalsozialisten legten mit ihren arischen Vorstellungen den Grundstein für die bis heute ethisch höchst umstrittene Frage, ob und wie in das Erbgut eines Menschen eingegriffen werden dürfe und auch solle. Denn zu entscheiden, welches Leben lebenswert sei und welches eben nicht, ist mehr als nur problematisch. Mit dem technischen Fortschritt verlagerte sich die Menschheit darauf das zu optimieren, was schon da ist. Von Vitamincocktails über Fitness bis hin zur Auslagerung aller möglichen Lebensbereiche an eine stetig wachsende Zahl an Experten - oder eben Maschinen.

Nun steht die Menschheit an der Schwelle von der Nutzung von Technik zur Verschmelzung mit ihr. Texterkennung direkt im Gehirn ist da erst der Anfang.

Irgendwann wird sich dann herausstellen, dass das ultimative Modell des Menschen dasjenige ist, in dem einfach kein Mensch mehr vorkommt. Hat sich als zu unvollkommen herausgestellt und musste überholt werden.