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Infantinos Charme-Offensive

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Es geht um viel beim Kongress des Weltfußballverbandes Fifa in Manama: um die Verteilung der Startplätze für die WM 2026, um die Besetzung und die Kompetenzen des neuen Rats, um den anhaltenden Korruptionsskandal - und somit auch um eine Bewertung der bisher etwas mehr als einjährigen Amtszeit von Präsident Gianni Infantino, der die Fifa nach den auf vielen Gebieten unheilvollen Ägiden von João Havelange und Sepp Blatter in eine neue Ära hätte führen sollen, auf diesem Weg aber einiges schuldig geblieben ist. Was liegt da näher, als den Kongress mit einer Feel-Good-Aktion einzuleiten? Also betonte Infantino am Rande der Eröffnung, er wolle sich mit Sulley Muntari treffen, um ihm in der Rassismus-Causa, die vor mehr als einer Woche in Italien für Aufregung sorgte, "uneingeschränkte Solidarität" zuzusichern. Der Ghanaer vom italienischen Erstligisten Pescara hatte sich im Spiel in Cagliari über rassistische Beleidigungen von den Rängen beim Schiedsrichter beschwert - und dafür zunächst die gelbe Karte kassiert. Als er daraufhin aus Protest das Spielfeld verließ, wurde er mit Gelb-Rot bedacht und anschließend für ein Spiel gesperrt. Das Berufungsgericht des Verbandes hat die Sperre zwar mittlerweile nachträglich aufgehoben, doch ein schaler Nachgeschack ist geblieben. Er habe sich wie ein Krimineller behandelt gefühlt, wütend und isoliert, berichtete Muntari. Und allein gelassen wurde er in den Tagen danach auch von der Fifa, der die Sache kein Wort wert war. Dass Infantino ihm Solidarität zusichert, ist gut und richtig, kommt aber reichlich spät - und zum jetzigen Zeitpunkt wie eine Charme-Offensive in eigener Sache daher. Und dafür ist das Thema zu wichtig.