Zum Hauptinhalt springen

Die Fifa hat ihr Urteil schon gesprochen

Von Christian Mayr

Kommentare

Da dachten wir allen Ernstes, die Zeiten der allmächtigen Fußball-Potentaten, die mittlerweile entweder geächtet sind, im Gefängnis sitzen oder dieses noch befürchten müssen, wären vorbei. Der neue Wind, den Sepp-Blatter-Nachfolger Gianni Infantino an der Spitze des Weltfußballverbandes versprochen hat, ist aber längst eingeschlafen - und nun wird wieder mit altbekannten Methoden operiert. Beispiel Videobeweis, der nun im Confed-Cup in Russland vor aller Augen vom angekündigten Gerechtmacher zum Chaosstifter mutiert. Das Prestigeprojekt des Italo-Schweizers - auch um sich vom Puristentum seines Vorgängers abzusetzen - wird zwar schon seit gut einem Jahr in vielerlei Bewerben und Testspielen erprobt, die Kinderkrankheiten wurden vor dem Kontinentalkräftemessen aber nicht beseitigt: Spieler und Fans im Stadion müssen dumm sterben und erfahren nicht, warum die Video-Assistenten gerade prüfen und warum sie dann wie entscheiden; in der minutenlangen Warterei verpufft schon mal die wichtigste Emotion im Spiel - der Torjubel; und zu allem Überdruss gab es trotz - oder wegen? - der neuen Schiris in nur vier Spielen schon drei grobe Patzer: ein übersehener Elfer (Eröffnungsspiel), ein nicht erkanntes Abseits (2:0 Chiles gegen Kamerun) und ein nicht geahndetes Hands, dem ein Tor folgte (zum 2:3 der Australier gegen Deutschland). Doch anstatt dass sich die Fifa der Öffentlichkeit und den unangenehmen Fragen stellt, gibt es nur einen dürren Eintrag von Infantino auf der Fifa-Homepage: Er sei mit dem System "voll und ganz zufrieden" ließ er wissen, um anzufügen: "Endlich wird wahr, worauf die Fans schon seit vielen Jahren gewartet haben." Und auch der Chef der Regelhüter, Lukas Brud, bilanzierte trotzig: "Das Fazit fällt zu 100 Prozent positiv aus, da die Videoschiedsrichter immer die genau richtigen Entscheidungen getroffen haben." Na dann: Fifa locuta, causa finita! Und die ganze Fußballwelt darf dumm sterben.