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BVB-Attentat ist reif für das Gericht

Von Christoph Rella

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Rund zweieinhalb Monate sind seit dem gemeinen Sprengstoff-Anschlag auf den Mannschaftsbus des deutschen Bundesligisten Borussia Dortmund vergangen, und man möchte doch meinen, dass sich die Staatsanwaltschaft Dortmund nun bald zu einer Anklage gegen den mutmaßlichen Attentäter Sergej W. durchringen müsste. Das würde nicht nur die Opfer, darunter den am Arm verletzten BVB-Verteidiger Marc Bartra oder auch Abwehrspieler Matthias Ginter - er dachte ob des traumatischen Erlebnisses sogar über ein Karriereende nach -, von einer seelischen Last befreien, sondern auch die Justiz, die zunächst wegen gefälschter Bekennerschreiben noch eine islamistisch motivierte Terrortat vermutete, im Vertrauensindex nach oben schießen lassen.

Denn daran, dass der bereits in Untersuchungshaft sitzende (die Tat aber nach wie vor leugnende) Russe gar nichts mit den Bomben vom 11. April zu hat, glauben angesichts der großen Zahl an Beweismitteln und Indizien viele nicht mehr. Sein Aufenthalt im Hotel, verbrannte Gegenstände in einem nahen Waldstück, Funde von Sprengstoffrückständen im Eigenheim und am Arbeitsplatz sowie ein kurz vor der Tat vom Hotelcomputer aus online an der Börse getätigter Massenkauf von Borussia-Optionsscheinen sprechen da eine klare Sprache. Dazu passt auch die Meldung vom Donnerstag, wonach Sergej W. geplant haben soll, sich mit dem Flugzeug über Moldawien nach Russland abzusetzen.

Stellt sich nur die Frage, worauf die Staatsanwälte angesichts dieser Beweislast eigentlich noch warten? Zumal sich die Juristen, wie sie seit Monaten mantraartig bekunden, eh sicher sind, dass der Verdächtige "aus Habgier gehandelt" hat? Über die Schuld des Russen sagt das freilich noch gar nichts, aber danach fragen wird man irgendwann müssen.