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Die E-Gitarre - bald im Museum?

Von Christoph Irrgeher

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"Do you like Rock’n’Roll?", fragte am Donnerstag ein FM4-Moderator seinen Kollegen, und er setzte gleich nach: "It’s dead!" Der Grund seiner Diagnose: Es würden immer weniger E-Gitarren, das Rock-Instrument par excellence, in den USA verkauft. Warum? Dazu die zweite Radiostimme in der "Morning Show", recht wienerisch: "Weil die jungen Leut ka gscheite Gitarrenmusik mehr hören, sondern Computermusik."

Nun ist es seltsam, wenn ausgerechnet ein Jugendsender einen Kulturpessimismus anstimmt, wie man ihn von Omi und ihren Tiraden gegen die Tschinbumm-Musik kennt. Andererseits: Die Sache mit der E-Gitarre stimmt. Die Prestige-Marken Gibson und Fender stehen in der Kreide, meldet das US-Wirtschaftsnachrichtenportal Quartz. Die größte Kette für E-Gitarren, Guitar Center, habe 1,6 Milliarden Dollar Schulden. Das verstärkte Zupf-Instrument verkaufe sich seit 2010 schlechter als das akustische.

Nun hat das sicher mit den Heroen des Popmarkts zu tun: Der Digitalklang einer Katy Perry oder Ariana Grande leistet für die E-Gitarre exakt so viel wie Jimi Hendrix einst für Zucht und Anstand; Ed Sheeran und John Mayer erweisen sich immerhin als Advokaten der Holzklampfe. Den Rock’n’Roll zu beerdigen, ist aber eilfertig. Immerhin waren es schon Computer, die uns den Dancefloor der 90er einbrockten - und doch schlug die Gitarre mit Britpop und Alternative Rock zurück. Wobei man sich natürlich auch fragen kann, ob Musik mit dem schroffen Sechssaiter wirklich alles überragt - oder ob der Qualitätsunterschied zwischen, sagen wir, nettem Ace-of-Base-Pop und Spaßrock von Mando Diao nicht sehr graduell ist.