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Die Unschuld des Faulbaum-Bläulings

Von Judith Belfkih

Kommentare

"Hast du schon einen Faulbaum-Bläuling?" - "Nein, aber ich würde ihn gegen ein Weißbindiges Wiesenvögelchen tauschen!" - "Wie viele Flügelschlagpunkte bringt eigentlich der Schönbär in die Arena?" - "Geht so, dafür hat er eine extrem kurze Puppzeit."

Zugegeben ein fiktiver Dialog. Jedoch einer, der Realität werden könnte - wenn die Initiatoren der Aktion "Zeig her deinen Schmetterlingsgarten" sich Ratschläge von Programmierern holen.

Trauriger Hintergrund: Die Zahl der heimischen Schmetterlingsarten ist in Gefahr. Nun sollen die existierenden Arten dokumentiert und gezählt werden - in heimischen Gärten, Wiesen und Balkonen, zeitgemäß mit der App "Schmetterlinge Österreichs".

Das Ansinnen der Artenschützer ist löblich. Um den flächendeckenden Erfolg zu garantieren, sollten sie Anleihen bei Spielerfolgen wie Pokémon Go holen und der Aktion eine wetteifernde Note verleihen. Punkte sammeln, Artenlisten komplettieren, Exemplare tauschen, Falter in virtuellen Brutstätten oder Arenen schlüpfen oder gegeneinander fliegen lassen. Vorteil gegenüber der virtuellen Variante: Die Schmetterlinge sind gegenüber den Pokémons real. Auch wenn das in digitalen Zeiten fast nach Frevel klingt. Nachteil: Im Winter ist es eher ruhig. Zudem warten die Falter nicht an vorgegebenen Koordinaten auf Entdeckung. Doch die Jagd nach dem flüchtigen Glück fördert die unter Jugendlichen rar gewordene Frustrationstoleranz. Wer die hat, besitzt echten Wettbewerbsvorteil. Also auch noch pädagogisch wertvoll. "Soll ich dir meine Schmetterlingssammlung zeigen?" - Auch dieser Satz könnte seine Unschuld wiedererlangen.