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Die Gier ist ein Eishockey-Stick

Von Christoph Rella

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"Vize-Präsident für Medien und Strategie" - so lautet offiziell der Funktionstitel von NHL-Sprecher David Proper. Mag sein, dass der US-Amerikaner auf die Presse gut zu sprechen ist, dagegen lässt aber sein Talent für strategische Planungen etwas zu wünschen übrig. Wie sonst ist zu erklären, dass die NHL, "um die Popularität des Eishockeys im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2022 in Peking zu steigern", wie es heißt, im September zwei NHL-Matches in China ausrichten lässt, sich aber gleichzeitig weigert, für die kommenden Winterspiele im Februar 2018 in Pyoengchang in Südkorea NHL-Stars abzustellen? So lautet zumindest ein Beschluss vom April 2017, wonach sich die NHL-Führung gegen eine Liga-Pause während Olympia 2018 ausgesprochen hatte und es dabei nicht einmal für notwendig hielt, die Spieler einzubinden. Dass sich diese jetzt gegen das Verbot, für ihre Nationalteams aufs Eis treten zu dürfen, wehren, war da zu erwarten. Superstar Alexander Owetschkin etwa kritisierte den Beschluss offen als "Mist" und kündigte an, sich nicht an die Olympia-Sperre halten zu wollen. Das ist verständlich, wenn man bedankt, dass bei allen fünf Winterspielen der vergangenen 20 Jahre die besten Profis für ihre Nationen auf dem Eis standen.

Warum das jetzt auf einmal nicht mehr geht, dürfte - wie so oft - vom lieben Geld abhängen, kostet doch jede NHL-Pause, wie die regelmäßigen Lockouts zeigen, viele Millionen. Millionen dürften es daher auch gewesen sein, mit denen den Los Angeles Kings und den Vancouver Canucks der Trip nach China versüßt wurde. Mit Strategie hat das freilich wenig zu tun, eher wohl mit Gier. Aber das würde ein Medienmann wie Proper wohl nicht zugeben.