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Olympia als Frage des Gewissens

Von Christian Mayr

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In der olympischen Bewegung spukt wieder das böse B-Wort herum. B wie Boykott. Längst vergessen schienen die Zeiten, als der kalte Krieg zwischen den USA und den Sowjets die Spiele 1980 (Moskau) und Los Angeles (1984) zu nur bedingt sportlichen Festen machte, weil jeweils die eine Seite (samt ihrer Verbündeten) fernblieb. Und jetzt, wo das Raketenarsenal des nordkoreanischen Diktators wie ein Damoklesschwert über den Winterspielen 2018 in Pyeongchang schwebt, taucht das böse Wort wieder auf. Das eigentlich gar nicht böse ist, sondern vielmehr eine Notwehraktion einzelner Nationen und Sportler sein könnte - nämlich den Spielen fernzubleiben -, falls es nicht so etwas wie eine Sicherheitsgarantie gibt. Doch erfahrungsgemäß wird es die nicht geben können. Während derzeit die einen die Sache runter und somit auf Zeit spielen wie das Olympische Komitee der USA ("Diese Spiele sind nicht anders als vorherige"), scheren andere längst aus und nennen die Dinge ganz undiplomatisch beim Namen. Wie Frankreich, das offen bekannte, kein Team zu entsenden "sollte unsere Sicherheit nicht garantiert werden können". Das ÖOC ist wie so oft irgendwo mittendrin mit dem Motto: Abwarten, Tee trinken, vielleicht beruhigt sich die Lage. Alles andere als ruhig sind indes die Sportler, die wie Felix Neureuther genau diese Strategie kritisieren. Der eigentliche Wahnsinn sei nämlich, dass "das Thema ziemlich runtergespielt wird, als ob nix sei". Wenn also die Lage so bleibt, wird Olympia für jeden Einzelnen zur Gewissensentscheidung.