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Träume als Geschäftsmodell

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Als ob der US-Sport nicht genug Schlagzeilen liefern würde dieser Tage, in denen ein US-Präsident sich bemüßigt fühlt, Spieler, die gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt demonstrieren, als "Hurenböcke" zu beschimpfen, in denen die Öffentlichkeit gespalten ist in jene, die sich mit den Spielern solidarisieren, jene, die Fanartikel verbrennen, weil sie das Niederknien während der Hymne als Vaterlandsverrat sehen, und jene, die Sportlern generell das Recht auf Meinung absprechen. (Dem entgegnete übrigens schon nach den Ereignissen in Charlottesville NBA-Spieler Karl-Anthony Towns recht prägnant: "Seien wir ehrlich: Unser Präsident war Gastgeber einer Reality-Show. Und mir will man erklären, ich dürfe keine politische Meinung äußern?) Aber das ist aktuell nur eine der Fragen, die den US-Sport beschäftigen. Denn nun wird der Collegesport von einem anderen Skandal erschüttert. Zehn Personen, darunter ein hochrangiger für Basketball-Marketing zuständiger Adidas-Manager sowie vier Trainer, wurden wegen Bestechung und Betrugs festgenommen. Die Coaches sollen hohe Summen kassiert haben, um Spieler zu bewegen, zu Colleges mit Adidas-Verbindung zu gehen und sich in einer späteren Profikarriere an den Konzern zu binden. Der Sportartikelhersteller stellte den Mitarbeiter mittlerweile bis auf weiteres frei. Doch es ist nicht das erste Mal, dass Adidas in Zusammenhang mit Korruptionsverdacht genannt wird - Horst Dassler, Robert Louis-Dreyfus und Co. lassen grüßen. Für die Firma mit den ebenso strengen Compliance-Regeln wie Fifa-Verbindungen ist die Causa in höchstem Maße unangenehm - gleichzeitig wirft sie ein Schlaglicht auf ein Strukturproblem: Wenn Colleges mit Sport Millionen scheffeln, während die Protagonisten als Amateure kein Geld verdienen dürfen, verwundert es wenig, dass deren Träume für manch Übelgesinnte zum Geschäftsmodell werden.