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Das Team ist keine Ehre mehr

Von Christian Mayr

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Wie sich die Zeiten doch ändern: Als vor fast genau vier Jahren Österreichs WM-Traum in Solna mit dem 1:2 gegen Schweden platzte, stand die Elf von Marcel Koller zusammen und meisterte danach die undankbare Aufgabe bei Angstgegner Färöer souverän - 3:0-Sieg. Alle wollten damals dabei sein, selbst der gesperrte Marko Arnautovic, um dem Teamchef, der damals ein Angebot der Schweizer Nati hatte, den Verbleib im ÖFB schmackhaft zu machen. Und jetzt? Wieder steht am Freitag gegen Serbien eine bedeutungslose Partie an, ein sogenanntes Charakterspiel, eine Frage der Ehre. Doch für etliche Teamstützen ist die Einberufung in die österreichische Nationalmannschaft ganz offensichtlich keine Ehre mehr, ja die Absage-flut beweist vielmehr, dass man nicht einmal Ex-Erfolgscoach Koller die letzte Team-Ehre erweisen will. David Alaba lässt sich zwar für seine Bayern zwei Mal fitspritzen, für Österreich versucht er es nicht einmal; Marcel Sabitzer nutzt just die Länderspielpause, um sich Weisheitszähne entfernen zu lassen; und - jede Wette - auch bei Martin Hinteregger und Martin Harnik wäre wohl nicht Klub vor Österreich gegangen, wenn das Serbien-Match das Entscheidungsspiel um das WM-Ticket gewesen wäre. All das ist jedenfalls ein untrügliches Zeichen dafür, dass es nicht nur sportlich, sondern auch menschlich nicht mehr läuft im Team. Dessen neuer Chef wird daher als erste Aufgabe haben, den Teamgeist, die Disziplin und die Prioritäten wieder herzustellen - denn für Österreich zu spielen, darf für niemanden lästige Pflicht sein.