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Der ÖSV muss in die Offensive gehen

Von Christian Mayr

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Just zum eigentlichen Beginn des Ski-Winters mit den Übersee-Rennen wird auch der heimische Skiverband vom beinahe globalen #MeToo-Sog erfasst. Und man darf davon ausgehen, dass Ex-Rennläuferin Nicola Werdenigg sowie eine weitere Kollegin - die ihre schrecklichen Erlebnisse der 1970er Jahre nun im "Standard" formuliert haben - nicht allein bleiben werden. Schließlich sollen die damaligen Übergriffe - ob im Ski-Internat oder im Rennquartier - System gehabt haben und sich deutlich von dem abgehoben haben, was man gerade noch als Skikurs-Gaudi bezeichnen könnte. Immerhin geht es um Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe. Will man diese Dinge nun aber seriös und im Kontext der damaligen Zeit aufarbeiten, wird es nicht damit getan sein, die ÖSV-Frauenbeauftragte Petra Kronberger als Postkasten einzurichten. Denn will der ÖSV nicht den gesamten Olympiawinter aufs Spiel setzen und allwöchentlich neue mediale Enthüllungen riskieren, muss er - wie sonst ja auch - entschlossen in die Offensive gehen. Und wird daher nicht drumherumkommen, eine externe Kommission dazu einzurichten, vergleichbar mit jener zum Wilhelminenberg ob der Abscheulichkeiten in städtischen Wiener Kinderheimen oder jener unter Waltraud Klasnic zu Missbrauchsfällen in der Kirche. Dann werden die anklagenden Opfer aber auch den Mut besitzen müssen, konkrete Täter und Orte zu benennen und gegebenenfalls den Staatsanwalt einzuschalten haben. Schließlich geht es nicht nur um die erwachsenen Opfer der Vergangenheit, sondern auch um potenzielle der Gegenwart. Es kann nie ausgeschlossen werden, dass die Täter immer noch irgendwo ihr Unwesen treiben.