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Zum Kirschenessen bei Witali Mutko

Von Christoph Rella

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Mit Witali Leontjewitsch Mutko ist nicht gut Kirschen essen. Und das nicht nur wegen seiner groß gewachsenen Statur, sondern vor allem seines machtpolitischen Gewichts, das er als Regierungsmitglied und Multifunktionär in die Waagschale legt. Wer bei dem Russen zur Audienz erscheinen möchte, hat tunlichst zu buckeln. Widerspruch wird entweder mit kühler Ignoranz oder wütenden Tiraden bestraft, wie die jüngsten Skandale rund um staatlich gelenktes Doping in der Leichtathletik und im Wintersport gezeigt haben. Anstatt etwa die Anschuldigungen des ehemaligen Leiters des Anti-Doping-Labors in Moskau, Grigorij Rodtschenkow, ernst zu nehmen und die Vorfälle von einer unabhängigen Instanz prüfen zu lassen, stempelte er den ins Ausland Geflüchteten selbst zum Doping-Sünder und sprach mit Blick auf den immer wahrscheinlicher werdenden Olympia-Ausschluss Russlands - die Entscheidung des IOC soll am 5. Dezember fallen - von einer "konzertieren Verschwörung".

Dass sich Rodtschenkow, wie die "Daily Mail" berichtete, nun auch zu staatlich organisiertem Doping im Fußball äußern will, kommt für Mutko, der auch als Präsident des russischen Fußballverbands werkt und die Gastgeberrolle für die WM 2018 innehat, freilich zur Unzeit. An seiner Linie scheint auch das nichts zu ändern. "Es ist jetzt ein Trend, nur Russland zu beschuldigen", polterte er und holte sich prompt - und das ist eigentlich die Chuzpe - den Chef des Fußball-Weltverbands als Sekundanten nach Moskau. Und Gianni Infantino buckelte. Man werde sich nicht an bestimmten "Spekulationen" beteiligen, sagte der Schweizer am Freitag und betonte, dass die Einscheidung des IOC über eine Olympia-Sperre "keinen Einfluss auf die Fußball-WM" haben werde. Von einem Präsidenten eines Weltverbandes hätte man sich doch kritischere Töne erwartet. Aber mit Mutko ist halt nicht gut Kirschen essen.