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Tarnmäntel für die Goldesel

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Kaum ein Tag, an dem man als Sportinteressierter nicht mit Meldungen aus dem Dopingreich behelligt wird: Da wäre einmal die Causa Staatsdoping in Russland, in der das IOC russischen Sportlern unter dem Tarnmantel des Komplettausschlusses untersagt, als "Team Russland" an den Winterspielen 2018 teilzunehmen, eine vermutlich dreistellige Zahl von ihnen aber als "Olympische Athleten aus Russland" antreten lässt, um die Großmacht nicht zu vergraulen. Dem folgte jetzt die positive Dopingprobe des britischen Rad-Asses Chris Froome. Die Fälle sind freilich unterschiedlich gelagert, eines haben sie jedoch gemein. Denn auch der Weltverband UCI, der seit 7. September brauchte, um das Testergebnis zu veröffentlichen - und dies auch erst auf Druck diesbezüglicher Zeitungsrecherchen tat -, bemüht sich nun, zu beschwichtigen, sprach nicht von einem "positiven", sondern von einem "auffälligen" Test. Froome wird vorerst (und gemäß den Regeln) nicht sanktioniert und kann sich und seinen Wert, der doppelt so hoch war wie erlaubt, erklären. Die Chance steht nicht schlecht, dass er damit durchkommt. Asthma als Rechtfertigung? Das ist schon bei vielen durchgegangen, und andere Sportler haben schließlich medizinische Ausnahmegenehmigungen für ganz andere Medikamente. Fast scheint es, diese sogenannten TUEs seien weniger "Ausnahme-", denn vielmehr "Regelgenehmigungen". Dass dies auch im populären Fußball nicht (viel) anders ist, gilt als offenes Geheimnis, interessiert aber die wenigsten. Freilich: Eine Vorverurteilung ist ebenso unangebracht wie eine (tatsächliche) Kollektivstrafe rechtlich schwierig. Doch die großen Sportorganisationen werden nicht umhinkommen, Klartext zu sprechen - anstatt in kreativen Verrenkungen ihre Goldesel zu schützen.