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Videobeweis - es gibt kein Zurück

Von Christian Mayr

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Als habe es nie die vielen Missverständnisse, die eklatanten Fehlentscheidungen und die lähmende Warterei gegeben - von der Klub-WM über den Confed-Cup bis hin zum allwöchentlichen Ärgernis in der deutschen Bundesliga: Am Videobeweis wird festgehalten. Das ist offenbar das Zwischenergebnis der obersten Fußball-Regelhüter vom International Football Association Board, über das nun der "Kicker" berichtet. Auch, wenn das Ergebnis noch nicht offiziell ist, es ist logisch und konsequent - zumindest ist man als Fußballfan auch gar nichts anderes gewöhnt. Denn wenn selbst offenkundige Falschentscheidungen, die mitunter sogar spielentscheidend waren, trotz eindeutiger Fernsehbilder von den Referees und Videoschiedsrichtern schöngeredet werden, warum sollen dann ausgerechnet die Erfinder desselbigen plötzlich Abbitte leisten? Allerdings wollen die Regelhüter den Kritikern ein Zuckerl reichen, indem künftig strittige Situationen auf den Stadion-Leinwänden gezeigt werden sollen - um quasi alles nachvollziehbar zu machen. Das ist zwar längst überfällig und wäre sowieso geplant gewesen, geht aber am Thema vorbei: Denn eine Fehlentscheidung per Videobeweis bleibt eine Fehlentscheidung bleibt eine Fehlentscheidung. Und was dann im Stadion passiert, kann sich jeder ausrechnen. (Oder lässt man dann besser nur 100-prozentig unzweifelhafte Entscheide zu?). Der Jammer an dem ganzen Projekt ist freilich, dass es politisch motiviert ist und es daher gar nicht um die (an sich ja wichtige) Sache geht. Neo-Fifa-Boss Gianni Infantino wollte sich mit dem Prestigeprojekt von Vorgänger Sepp Blatter absetzen - weshalb der große Auftritt bei der WM 2018 erst folgt. Und er wird so oder so groß: Der Videobeweis funktioniert plötzlich wunderbar oder (wahrscheinlicher) rückt erst recht in den Fokus der Kritiker. Letzteres wäre gar nicht unerwünscht: Dann brauchen sich die Kritiker weniger mit Doping oder den Menschenrechten in Russland zu beschäftigen.