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Neu-, Nord- oder Ober-Mazedonien?

Von Martyna Czarnowska

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Der Balkanstaat will seinen offiziellen Namen ablegen.


Weg mit dem Akronym. Ihre Kurzbezeichnung haben die Mazedonier nie geliebt. Was lässt sich auch schon mit "Fyrom" anfangen, der englischen Abkürzung für "Frühere jugoslawische Republik Mazedonien"? Aber noch heißt das Balkanland offiziell so, und der Weg zur Umbenennung ist voller Hürden. Die meisten stellt das benachbarte Griechenland auf. Grund ist eine dort gelegene Region mit dem Namen "Mazedonien". Und auch wenn die Griechen nicht ernsthaft annehmen können, dass das Nachbarland mit seinen rund zwei Millionen Einwohnern Gebietsansprüche erhebt, gefällt ihnen die selbe Bezeichnung nördlich ihrer Grenze nicht.

Der seit fast drei Jahrzehnten schwelende Namensstreit ist aber nicht nur skurril - er hat ernsthafte politische Konsequenzen. Mazedonien will sowohl der Europäischen Union als auch dem transatlantischen Militärbündnis Nato beitreten. Beides blockiert Griechenland noch.

Seine Haltung könnte Athen aber bald aufweichen. Zum einen ist die neue mazedonische Regierung unter sozialdemokratischer Führung kompromissbereiter als das konservative Vorgängerkabinett. Zum anderen vermitteln die Vereinten Nationen in dem Zwist.

In Skopje liegen denn auch schon Namensvorschläge auf dem Tisch. Laut mazedonischen Medien sind es fünf: "Republik Neues Mazedonien", "Republik Nord-Mazedonien", "Republik Ober-Mazedonien", "Republik Wardar-Mazedonien" und "Republik Mazedonien (Skopje)". Außerdem hat der UN-Sondervermittler einen Plan zur Umsetzung parat, der drei Phasen umfasst: Zunächst wird "Fyrom" ersetzt, danach werden die Staaten informiert, die das Land bereits unter "Republik Mazedonien" anerkannt haben - wie etwa das derzeitige EU-Vorsitzland Bulgarien -, und schließlich wird die mazedonische Verfassung entsprechend geändert. Mit welcher Namensoption Athen leben kann, wird sich noch weisen.

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Ein anderer Balkanstaat hingegen sorgt in Österreich für politisches Hick-Hack. Erst jetzt bekannt gewordene frühere Aussagen des jetzigen FPÖ-Vizekanzlers Heinz-Christian Strache zu Bosnien-Herzegowina lösten Kritik der Opposition aus, während Regierungsvertreter abwiegelten. Keinen Grund zur Sorge sieht etwa der für Europaagenden zuständige Minister Gernot Blümel. Wie andere Kollegen wollte er klarstellen, dass das Kabinett in Wien "an der staatlichen Integrität festhält". Strache jedoch hatte laut über eine Abspaltung des Landesteils Republika Srpska vom Gesamtstaat Bosnien-Herzegowina nachgedacht, dem er wiederum "keine positive Zukunft" vorhersagt.

Nun ist das Balkanland mit seiner zersplitterten Struktur und aufgespaltenen Verwaltung tatsächlich ein Gebilde, in dem sowohl wirtschaftliche als auch politische Reformen nur unter größten Mühen durchzusetzen sind. Die ausländischen Investitionen gehen zurück, zumindest jeder fünfte Mensch ist ohne Job. Bei Jugendlichen ist die Arbeitslosenrate weit höher. Hunderttausende Bosnier haben das Land bereits verlassen, auf der Suche nach Jobs und Perspektiven. Sezessionistisches Gedankengut hilft den Menschen da nicht weiter.