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Die Formel 1 versteht sich selbst nicht mehr

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer leitet das Sportressort der "Wiener Zeitung".

Lewis Hamilton konnte einem fast leidtun. Wieder einmal war der Brite über das gesamte Renn-Wochenende in Australien schnellster Fahrer im schnellsten Auto - und dennoch musste er sich von Sebastian Vettel beziehungsweise einem fehlerhaften Reifenwechsel beim Ferrari-Kundenteam Haas, einer darauffolgenden virtuellen Safety-Car-Phase und der eigenen Software ausbremsen lassen. Der Computer hatte das Zeitfenster zwischen Hamilton und Vettel schlicht falsch berechnet, weswegen der Deutsche am Ende der strahlende Sieger war und Hamilton mangels Überholmöglichkeiten keine Chance mehr hatte.

Während Vettel vom "Glück" sprach, das diesmal auf Seiten Ferraris gewesen sei, verzichtete Hamilton zwar auf Schuldzuweisungen, sagte aber auch: "Wir stützen uns auf so viele Computer, so viele Daten, so viel Technologie, um eine Strategie zu entwerfen . . ." Auch Toto Wolff, Mercedes-Motorsportchef, war ratlos: "Selbst unsere Nerds verstehen nicht, was passiert ist." Damit ist freilich über den Ausgang der Saison, die gerade erst begonnen hat, nichts gesagt - über den Zustand der Formel 1 aber sehr wohl. Wenn die Fahrer und Technik-Freaks schon nicht verstehen, warum Rennen so ausgehen, wie sie ausgehen, wie soll es der gemeine Motorsportinteressierte tun? Ihm bleibt immerhin die Möglichkeit, sich andere Beschäftigungen zu suchen und die Fernsteuerung selbst in die Hand zu nehmen - anstatt Fahrern zuzusehen, die ihrerseits nur noch fremdgesteuert wirken.