Zum Hauptinhalt springen

Das Dilemma mit dem Nationalstadion

Von Christian Mayr

Kommentare

Der Fehler, da sind sich hierzulande wohl alle Experten einig, passierte schon vor gut 15 Jahren. Als Österreich und die Schweiz den Zuschlag zur Euro 2008 erhielten, wurde das mehr alte als würdige Ernst-Happel-Stadion aufgeputzt, statt gleich ein modernes und zukunftsfähiges Nationalstadion hinzustellen. Die Renovierung kostete damals mehr als 40 Millionen Euro - und damit fast so viel wie Rapid für das gut halb so große Allianz-Stadion (28.600 Zuschauer) hingeblättert hat. Der damalige Uefa-Boss Michel Platini war freundlich genug, folgende Wortspende über den EM-Finalschauplatz loszulassen: "Es ist ein gutes Stadion, aber natürlich auch ein altes. Es hat auch eine Atmosphäre." Letztere hat das Prater-Oval schon lange nicht mehr, sonst würde nicht seit Monaten vom ÖFB flehentlich um ein neues Nationalstadion gebettelt werden. Die Politik (Sportminister Heinz-Christian Strache noch mehr als Vorgänger Hans Peter Doskozil) drängt ebenfalls auf eine Lösung und wartet auf den Bürgermeisterwechsel in Wien. Dass Michael Ludwig die hiesige Sportinfrastruktur aufbessern will, hat er mit der Ankündigung des Baus einer neuen Mehrzweckhalle (dieser Plan wurde schon vor zehn Jahren verfolgt) bewiesen. Womit eigentliche alle Weichen für eine große Lösung im Prater gestellt wären - wäre da nicht der Denkmalschutz. Denn das 1986 errichtete Dach steht einem Abriss derzeit entgegen, den Schutz aufzuheben könnte problematisch werden. Allerdings stellt sich die Frage, wie sinnvoll eine leere, vor sich hinrostende Konstruktion ist, unter der nicht einmal mehr Leichtathletikbewerbe stattfinden können, weil die Arena längst nicht mehr zeitgemäß ist. Und wer nun aufschreit, möge nach London blicken: Wer hätte je gedacht, dass das berühmteste Fußballstadion der Welt abgerissen werden könnte? Doch vom alten Wembley (Neubau 2007) redet längst niemand mehr.