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Facebook-Wende im ORF

Von Bernhard Baumgartner

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Jahrelange Beobachter des Österreichischen Rundfunks fühlen sich diese Tage an den Hund-Knochen-Effekt erinnert. Das ist jener, bei dem ein Hund einen Knochen immer dann interessant findet, wenn ihn ein anderer Hund hat. Hat er einmal selbst den Knochen, wird dieser hingegen schnell fad. So war es auch beim ORF. Jahrelang beklagte der ORF bei jedem, der es hören wollte, dass er seine Sendungen nicht auf Facebook promoten darf. Unfair, ungerecht - eine echte Zumutung, hieß es. Jahrelanges gebetsmühlenartiges Seiern tat Wirkung: Die Regierung strich nach einem Höchstgerichtsurteil den Passus aus dem Gesetz und der ORF knallte 60 verschiedene Facebook-Seiten ins Netz.

Und jetzt? Nun hat man es sich offenbar doch wieder anders überlegt. Noch im Laufe des zweiten Quartals wird der ORF eine neue Facebook-Strategie durchsetzen, die in einer massiven Reduktion der Seiten besteht. Ganz raus aus Facebook will man nun doch nicht, aber deutlich weniger Präsenz ist das Gebot der Stunde. Was im Detail die Überlegungen dazu sind, ist unklar. Der genannte Grund - Stichwort Datensicherheit - ist es natürlich nicht. Vielmehr könnte man annehmen, dass ein Rückzug maßgeblicher Medienunternehmen - eventuell sogar zum gleichen Zeitpunkt - schlagartig einen guten Teil der heimischen News aus Facebook abziehen könnte. Damit will man Facebook schaden. Ob das gelingt, ist jedoch zweifelhaft. Gut möglich, dass das dem ORF letztlich mehr schadet, als es nützt.