Zum Hauptinhalt springen

Die Leiden der Fußball-Davids

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer leitet das Sportressort der "Wiener Zeitung".

Dass der Sport nichts für Romantiker ist, ist keine sonderlich neue Erkenntnis. Doch dieser Tage bewahrheitete sie sich in geballter Form: Sonst hätte wohl nicht die Eishockey-Großmacht Schweden den WM-Titel geholt, sondern die Schweiz; und sonst wäre wohl nicht der VfL Wolfsburg auch in der kommenden Saison in der ersten deutschen Bundesliga, sondern Holstein Kiel, das eine fulminante Saison hingelegt, als Aufsteiger die zweite Liga auf Platz drei beendet und sich in der Relegation dem VW-Werksklub entgegengestemmt hat - mit einem Etat, der vielleicht ein Zehntel so groß ist, dafür mit umso mehr Leidenschaft. Gereicht hat es nicht: Die Wolfsburger setzten sich mit einem Gesamtscore von 4:1 durch. Schon im Vorjahr schafften sie über diesen Umweg den Klassenerhalt, wie die meisten der Erstligisten, während die Dritten der zweiten Liga regelmäßig kurz vor dem Ziel scheitern. Wobei - gescheitert sei ja Wolfsburg, dessen Spieler "zweimal im Jahr Leistung bringen und sonst eher damit beschäftigt sind, ihr Geld zu zählen", wie Kiels Dominic Peitz meinte - gescheitert nämlich "mit der Idee, eine Mannschaft zusammenstellen, die in der Bundesliga Erfolg hat". Nun ist freilich fraglich, inwiefern Kiel das gelungen wäre. Dennoch ist der Frust verständlich. Zumal man nicht nur - aus Sicht Kiels - für eine tolle Saison mit einem Extraspiel bestraft wurde, während die Gegner für eine schlechte mit einem Rettungsring belohnt worden seien, sondern weil das wirklich böse Erwachen oftmals erst im Jahr darauf folgt. Wie Eintracht Braunschweig, dem Bundesligaasprianten aus dem Vorjahr, der heuer volley in die dritte Liga rasselte, droht Kiel nun ein Zerfall. Trainer Markus Anfang geht (zu Köln), Spieler und Sportdirektor dürften folgen. Vor den von Peitz kritisierten Mechanismen des Marktes sind halt auch Fußballromantiker nicht gefeit.