Zum Hauptinhalt springen

Jeder will ins beste Licht

Von Christina Böck

Kommentare

Es ist ein sehr gelungenes Bild. Die deutsche Kanzlerin ist perfekt ausgeleuchtet, ihre Pose ist machtverheißend, aber nicht einschüchternd. Das Mienenspiel der Umstehenden ist facettenreich, von genervter Geduld bis zu ungläubiger Skepsis. Der US-Präsident hat sein bestes Trotz-Gesicht aufgesetzt, kurz: Das Foto, das vom G7-Gipfel um die Welt ging, hat Kultcharakter. Und zwar deshalb, weil es, auch das zeichnet gute Fotos aus, eine Menge Interpretationsmöglichkeiten aufwirft. Und genau das hat "das Internet" gemacht. Eine Lawine an sogenannten Memes wurde in kürzester Zeit erstellt. Dabei wurden den Protagonisten Sätze in den Mund gelegt, die zur suggerierten Situation passen. Auf einem davon sagt Merkel ("Mutti") zu Trump: "Ich frag dich nur einmal, Donald. Wo ist das Tiramisu, das im Kühlschrank stand?" EU-Politiker Guy Verhofstadt dichtete: "Jetzt sag uns halt, was Putin gegen dich in der Hand hat. Vielleicht können wir helfen."

Diese Kreativität ist eine der erfreulicheren Seiten der Sozialen Medien. Und es ist ein genialer Schachzug der Pressestelle der deutschen Kanzlerin, die dieses Foto selbstverständlich mit dem Zweck veröffentlicht hat, dass Merkel besonders gut aussteigt. Hierzulande wird wiederum - nicht nur auf den Sozialen Medien - immer wieder ironisch bis gehässig aufs Korn genommen, das auch der österreichische Bundeskanzler diese PR-Technik beherrscht. Solche Meme-Episoden könnten so manchen daran erinnern, dass man ab und zu mit einerlei Maß urteilen könnte.